Beiträge

,

Neuerungen im Textilbündnis

Aktuelles
16.11.2022

Sorgfaltspflichten, Transparenz und Fokusthemen

Neuerungen im Textilbündnis

In seiner Sitzung am 28. September 2022 hat der Steuerungskreis ein neues Konzept für das Textilbündnis beschlossen. In Zukunft konzentriert sich die Arbeit des Bündnisses auf drei Basiselemente:

  1. Umsetzung von Sorgfaltspflichten
  2. Transparenz über Liefernetzerke
  3. Fokusthemen effektiv angehen

„In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft allgemein und damit auch für die Textilwirtschaft stark verändert, etwa im Bereich der Regulierung, des gesellschaftlichen und technologischen Umfelds sowie bei wichtigen Kooperationspartnern des Textilbündnisses. Ziel der nun beschlossenen Neuausrichtung ist es, den positiven Beitrag des Bündnisses zum Wandel hin zu einer nachhaltigeren und verantwortungsvolleren Textil- und Bekleidungsbranche zu ermöglichen und unsere Mitglieder dabei bestmöglich zu unterstützen,“ so Noor Naqschbandi, Leiter des Bündnissekretariats.

Umsetzung von Sorgfaltspflichten

Schon 2017 beschloss der Steuerungskreis, die Arbeit im Textilbündnis konsequent am Sorgfaltspflichten-Ansatz auszurichten, wie ihn UN, ILO und OECD vorgeben und empfehlen. „Das klare Bekenntnis zum Sorgfaltspflichen-Ansatz hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass die Bündnisunternehmen deutlich besser auf die aktuellen und zukünftigen Anforderungen bei der Umsetzung von Sorgfaltspflichten und den damit verbundenen Nachweispflichten vorbereitet sind,“ so der ehemalige Leiter des Textilbündnis Jürgen Janssen bei seinem Abschied im September (siehe Aktuelles-Beitrag).

Was bedeutet das für die Unternehmen im Textilbündnis? Auch das neue Konzept sieht vor, dass Bündnismitglieder alle zwei Jahre öffentlich darstellen, wie sie ihren Sorgfaltspflichten nachkommen. Das können sie wie gehabt anhand des bündniseigenen Review-Prozess tun. Neu ist, dass das Textilbündnis von jetzt an auch den Bericht an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) und die Berichterstattung gemäß Anforderungen des Grünen Knopfes 2.0 als Nachweis zur Umsetzung von Sorgfaltspflichten anerkennt.

Transparenz über Liefernetzwerke

Die Kenntnis der eigenen Lieferkette ist entscheidend, um Missstände zu identifizieren und Maßnahmen einzuleiten, die Risiken mindern und Verbesserungen einleiten. Das Textilbündnis unterstützt die Mitgliedsunternehmen dabei, mehr Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen, unter anderem mit einem Leitfaden.

Seit 2020 veröffentlicht das Bündnis für nachhaltige Textilien eine aggregierte Liste mit insgesamt rund 6.450 Produktionsstätten von 23 Mitgliedsunternehmen auf der Plattform Open Supply Hub. Dadurch leistet das Textilbündnis einen Beitrag zur Datenbank öffentlich zugänglicher, zuverlässiger Lieferketten-Informationen und fördert so die Transparenz in der Branche.

Bislang konnten Mitgliedsunternehmen freiwillig ihre Lieferkettendaten für die aggregierte Liste zur Verfügung stellen. Das wird ab 2023 für alle Mitgliedsunternehmen verpflichtend und sie müssen jährlich eine Liste ihrer Lieferanten, insbesondere der Nähereien und Konfektionsbetriebe (Tier 1), zuliefern. Zudem sind sie angehalten, nach und nach mehr Transparenz auch in die tiefere Lieferkette zu schaffen.

Fokusthemen effektiv angehen
Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken
Kreislaufwirtschaft und Klima
Geschlechtergerechtigkeit
Beschwerdemechanismen und Abhilfe

Diese vier Themen identifiziert das Textilbündnis als wesentliche gemeinsame Herausforderungen und Elemente des Sorgfaltspflichten-Ansatzes. Gleichzeitig sieht es hier auch einen besonders großen Hebel für Verbesserungen.

Für alle vier Fokusthemen gibt es einen Referenzrahmen, der sich an internationalen Vorgaben und Empfehlungen orientiert und die vom Textilbündnis angestrebten Ziele darstellt. Hinzu kommen „Individuelle Commitments“ der Mitgliedsunternehmen: Anhand einheitlicher Indikatoren kann jedes Mitglied individuell und das Bündnis aggregiert den Fortschritt in den Fokusthemen messen. Die Fortschritte werden jährlich erhoben und veröffentlicht. Details zu den Referenzrahmen und KPI lesen Sie auf der jeweiligen Fokusthemen-Seite, indem Sie auf die Icons oben klicken.

Darüber hinaus werden zu allen Fokusthemen gemeinsame Projekte der Mitglieder in Produktionsländern umgesetzt. Diese Projekte leisten einen messbaren Beitrag zu den Fokusthemen und zahlen auf die individuellen Indikatoren ein. Die Beteiligung an diesen Projekten ist für Mitglieder ab dem 3. Jahr der Mitgliedschaft verbindlich.

Im November ist ein Ideenwettbewerb gestartet, bei dem Mitglieder Projektvorschläge einreichen können. Auch bei der Mitgliederversammlung am 29. November in Hamburg befassen sich die Bündnismitglieder mit den Fokusthemen und entwickeln Projektideen.

,

Neue Handreichung zum Integritätsmanagement in Unternehmen

Aktuelles
15.11.2022

Neue Handreichung zum Integritätsmanagement in Unternehmen

Die Verankerung von Integrität in allen Bereichen unternehmerischen Handelns ist zunehmend eine grundlegende Voraussetzung für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg. Die Allianz für Integrität und das UN Global Compact Netzwerks Deutschland haben daher eine neue Handreichung erarbeitet, die Unternehmen beim Integritätsmanagement unterstützen soll.

Integrität spielt in der öffentlichen Debatte eine immer wichtigere Rolle – auch und insbesondere im Zusammenspiel mit anderen zentralen gesellschaftlichen Zielen von Klima- und Umweltschutz über der Wahrung von Menschenrechten bis hin zur Förderung von Gerechtigkeit. Verbraucher*innen berücksichtigen bei Kaufentscheidungen auch ethische Erwägungen. Gleiches gilt für Unternehmen bei der Auswahl von Geschäftspartner*innen.

Vor diesem Hintergrund können Unternehmen anspruchsvolleren, sanktionsbewehrten Regularien auf nationaler und internationaler Ebene oft nur dann gerecht werden, wenn sie zusätzlich zu Social Compliance Mechanismen Integrität in ihrer Unternehmenskultur verankern.

Trotz der zunehmenden Relevanz der Thematik und dem daraus resultierenden Handlungsdruck sind viele Unternehmen oft unsicher, wie sie Integrität effektiv in Unternehmenskultur und -praxis etablieren können. Die Handreichung „Integrität in Unternehmen. Ein Praxis-Katalog“ der Allianz für Integrität und des UN Global Compact Netzwerk Deutschland soll Unternehmen daher mit konkreten Handlungsempfehlungen, vielfältigen Best Practice Beispielen sowie erprobten Tools bei der Verankerung von Integrität unterstützen.

Hintergrund: Was bedeutet Integrität?

Die Herausgeber definieren Integrität in der neuen Handleitung so:

„Integrität bezeichnet die Konsistenz von Handeln, Werten, Prinzipien, angewandten Methoden und Maßnahmen, Erwartungen und Resultaten. In der Ethik wird Integrität als eine eigenständige Qualität aufgefasst, die sich in einem intuitiven Verständnis von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit mit Blick auf die Motive des eigenen Handelns zeigt.

Unternehmen verwenden den Begriff in der Regel, um verantwortungsvolles und regeltreues unternehmerisches Handeln und dessen Orientierung an allgemein akzeptierten ethischen Standards und Prinzipien zu beschreiben. Genauer verpflichtet sich ein Unternehmen mit einem Bekenntnis zu Integrität im Sinne einer Selbstbindung dazu, die Geschäftstätigkeit, Entscheidungen und Unternehmenshandlungen so auszurichten, dass moralische Grundwerte eingehalten werden.“

Details und weiterführende Informationen lesen Sie im Praxis-Katalog.

 

,

Einkaufspraktiken: Common Framework wird handlungsleitend im Bündnis

Aktuelles
27.10.2022

Einkaufspraktiken: Common Framework wird handlungsleitend im Bündnis

Das „Common Framework for Responsible Purchasing Practices“ soll zukünftig als Grundlage dienen, um Mitglieder bei der systematischen Verbesserung ihrer Einkaufspraktiken zu unterstützen.

International tätige Unternehmen sind angehalten, menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflichten zu erfüllen. Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken sind dabei ein wirkungsvoller Hebel, um die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in Lieferketten positiv zu beeinflussen. Unter anderem können sie existenzsichernde Löhne für Arbeitnehmer*innen fördern und bei Lieferanten für eine bessere Planung und wirtschaftliche Nachhaltigkeit sorgen.

Das Bündnis für nachhaltige Textilien hat gemeinsam mit anderen Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) das „Common Framework for Responsible Purchasing Practices“ (CFRPP) entwickelt. Das Dokument bietet Unternehmen und MSIs der Textilbranche neben einem gemeinsamen Verständnis auch einheitliche Orientierungspunkte, um ihre Einkaufspraktiken anzupassen und negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu reduzieren.

Nun hat der Steuerungskreis beschlossen, das CFRPP zum Referenzrahmen im Textilbündnis zu machen und damit handlungsleitend beim Thema Einkaufspraktiken. Mit diesem Beschluss leistet das Textilbündnis auch einen wichtigen Beitrag, das CFRPP in der Praxis anzuwenden. Unternehmen können das Dokument nutzen, um ihrer individuellen Verantwortung besser nachzukommen, verantwortungsvolle Einkaufspraktiken zu etablieren. Die Initiativen unterstützen dabei, indem sie etwa Workshops anbieten und Peer-Learning in Arbeitsgruppen bilden.  

Parallel haben sich mehrere europäische Unternehmen in einer „Learning and Implementation Community“ zusammengeschlossen. Die Mitglieder teilen Erfahrungen aus der Praxis und unterstützen sich so gegenseitig dabei, das CFRPP umzusetzen. Ziel ist es, praktikable Lösungsansätze für die diversen Herausforderungen in Bezug auf verantwortliche Einkaufspraktiken zu erarbeiten und konkrete Best Practices zu vergemeinschaften.

Common Framework for Responsible Purchasing Practices

Mehrere Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) haben mit dem „Common Framework for Responsible Purchasing Practices“ (CFRPP) ein einheitliches Referenzdokument für die Branche entwickelt. Zu der Gruppe gehören neben dem Bündnis für nachhaltige Textilien die Ethical Trading Initiative, Ethical Trade Norway und Denmark, Fair Wear Foundation und das Dutch Agreement for Sustainable Garments and Textile (AGT, 2021 ausgelaufen, ein neues Abkommen ist in Planung). Die Arbeitsgruppe hat sich auch mit ACT (Action Collaboration Transformation), Better Buying Institute, Better Work und amfori beraten.

Der CFRPP unterstreicht die geteilte Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in Textil-Lieferketten. Sie liegt nicht einseitig bei den Lieferanten, sondern muss auch von einkaufenden Unternehmen (stärker) wahrgenommen werden. Sie müssen ihre Einkaufspraktiken ändern, wenn diese negative Auswirkungen auf die Arbeits- und Umweltbedingungen in der Lieferkette haben.

Weitere Informationen

,

Willkommen im Bündnis: WiBU TextilPlus GmbH

Aktuelles
11.10.2022

Willkommen im Bündnis: WiBU TextilPlus GmbH

Wir freuen uns, WiBU TextilPlus im Textilbündnis zu begrüßen.

Das Unternehmen aus Schleswig-Holstein bietet Dienstleistungen und Produkte für alle textilen Bedarfe für Großkunden im Sozialbereich an.

Qualität und Langlebigkeit versteht WiBU TextilPlus als besonders wichtige Faktoren für die Herstellung von Berufskleidung und Wohntextilien. Daher richten sich Herstellungs- und Vertriebsprozesse nach anerkannten und gängigen Textilstandards. So produzieren ausgewählte Produktionsbetriebe ausschließlich in Deutschland. Alle Gewebehersteller und Lieferanten sind zertifiziert und verpflichten sich zur Einhaltung ökologischer und sozialer Standards.

Darüber hinaus befindet sich das Unternehmen seit kurzer Zeit im Zertifizierungsprozess des Grünen Knopfes, um ihre Produkte noch Ende des Jahres mit dem staatlichen, unabhängigen Textilsiegel versehen zu können.

Geschäftsführerin Simone Kraus erklärt: „Funktion und Emotion ist das Leistungsversprechen, das Kunden in ganz Deutschland mit der WiBU Tochter verbinden sollen. Wir versuchen immer ein Portfolio an Qualitätsprodukten mit textilem Mehrwert für den Kunden zu bieten. So garantieren wir Produkte mit einem langen Lebenszyklus und steigern kontinuierlich unsere Gesamtleistung auf Basis unserer nachhaltigen Entwicklungsinitiative“.

Mehr Informationen zur WiBU TextilPlus GmbH finden Sie auf https://www.wibu-textilplus.de/.

, ,

Beschwerden aus gemeinsamen Fabriken effizienter bearbeiten

Aktuelles
22.09.2022

Beschwerden aus gemeinsamen Fabriken effizienter bearbeiten

amfori, Fair Wear und das Bündnis für nachhaltige Textilien verstärken ihre Zusammenarbeit, um Beschwerden von Arbeiter*innen aus gemeinsamen Fabriken verschiedener Mitgliedsmarken effizienter adressieren zu können.

Das UN Office of the High Commissioner for Human Rights (OHCHR) empfiehlt in seinem OHCHR Accountability and Remedy Project III nachdrücklich, dass „die Betreiber nicht-staatlicher Beschwerdemechanismen proaktiv und konstruktiv miteinander zusammenarbeiten sollen, um die Standards anzuheben und bewährte Verfahren zur Beilegung von Beschwerden im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen durch Unternehmen“ zu fördern.

Viele Modemarken und -händler schließen sich (Multi-Stakeholder-)Organisationen wie amfori, Fair Wear und Textilbündnis an, die sich um bessere Arbeitsbedingungen in Lieferketten bemühen, unter anderem indem sie (außergerichtliche) Beschwerdemechanismen in Lieferketten einrichten.

Oft beziehen verschiedene Modeunternehmen ihre Produkte von denselben Zulieferern. Das wollen amfori, Fair Wear und das Textilbündnis mit der neuen Kooperation gezielt nutzen. Sie tun sich zusammen, um Beschwerden, die solche gemeinsamen Fabriken („shared factories“) betreffen, besser zu adressieren, Ressourcen zu bündeln und Überschneidungen zu vermeiden. Ziele der Kooperation sind unter anderem

  • die Unterstützung der Mitgliedsmarken und ihrer Zulieferer bei der Lösung von Beschwerden
  • die Angleichung von Ansätzen und Standards
  • eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten
  • ein besserer Zugang zu Rechtsmitteln für Arbeiter*innen

Im Einklang mit den Empfehlungen des OHCHR soll diese Kooperation auch dazu beitragen, die koordinierte Zusammenarbeit zwischen den Anbietern von Beschwerdemechanismen zu erproben, Synergien zu identifizieren und die Bearbeitung von Beschwerden branchenweit anzugleichen.

Die Kooperation der drei Organisationen soll keine bestehenden Beschwerdemechanismen ersetzen. Sie soll vielmehr ein zusätzliches Instrument sein, das immer dann greift, wenn Beschwerden aus gemeinsamen Fabriken von einem kooperativen Verfahren profitieren können – unabhängig davon, über welchen Kanal und welche Organisation die Beschwerde eingeht. Davon erhoffen sich die Partner auch, dass Betroffene durch die gebündelte zusätzliche Unterstützung effizienter Abhilfe erhalten.

Dieser neue Ansatz wird ab September 2022 für ein Jahr erprobt. Danach werden die Erkenntnisse und Rückmeldungen aus dem ersten Jahr Grundlage für die Bewertung und etwaige Anpassungen bilden.

Fair Wear verfügt über langjährige Erfahrung im Umgang mit Beschwerden: Den Fair Wear-Beschwerdemechanismus können Arbeiter*innen in vielen Ländern nutzen. amfori hat vor Kurzem seinen Beschwerdemechanismus, das Speak for Change Programme, in Vietnam eingeführt und ist dabei, diesen auch in anderen Ländern zu etablieren. Das Textilbündnis hat zwar keinen eigenen Beschwerdemechanismus, fördert aber die Mechanismen anderer Organisationen und unterstützt durch gemeinsames Engagement, den Zugang zu Beschwerdemechanismen und zu Abhilfe für Beschäftigte entlang der Lieferketten seiner Bündnismitglieder zu verbessern.

Die drei Organisationen freuen sich darauf, diese neue Initiative zur starten, um bessere Arbeitsbedingungen in der Lieferkette ihrer Mitglieder zu fördern und Erfahrungen für eine stärkere Harmonisierung der Branche beim Zugang zu Abhilfe zu sammeln.

amfori, Fair Wear und das Textilbündnis laden andere gleichgesinnte Organisationen ein, sich anzuschließen und die der Kooperation zugrunde liegende Absichtserklärung ebenfalls zu unterzeichnen.

,

Willkommen im Bündnis: Formesse GmbH & Co. KG

Aktuelles
07.09.2022

Willkommen im Bündnis: Formesse GmbH & Co. KG

Wir freuen uns, Formesse im Textilbündnis zu begrüßen.

Das neue Bündnismitglied aus Baden-Württemberg vertreibt und produziert in 3. Generation seit 1947 hochwertige und langlebige Heimtextilien Made in Germany.

Die Rohstoffe für Spannbettlaken und Kissenbezüge bezieht Formesse aus einem kleinen Kreis deutscher Garnhändler. Danach liegt die Produktionskette in Deutschland – der Produktionsschritt Nähen wird durch Konfektionen in den angrenzenden EU-Ländern Frankreich und Slowakei ergänzt. Durch innovative und effiziente Produktions- und Vertriebsstrukturen sowie engen Kontakt zu Mitarbeiter*innen und Geschäftspartnern entlang der Lieferkette, garantiert das Familienunternehmen ein hohes Qualitätsniveau der Produkte. Formesse sieht seine Firmen-Philosophie in der SLOW-Bewegung bestätigt: den wertschätzenden & verlangsamten Konsum von langlebigen, hochwertigen Produkten.

Nachhaltigkeit ist für das Familienunternehmen schon lange eine Herzensangelegenheit. Seit 2004 sind alle Formesse-Produkte mit dem Standard 100 by OEKO-TEX® zertifiziert. In diesem Jahr wurden auch Produkte aus der Faser Tencel™ Lyocell in das Sortiment aufgenommen. Mittlerweile ist auch ein recyceltes Polyesterbauschgarn hinzugekommen. Solarflächen und viele Umstellungen vor Ort in der Firmenzentrale trugen ebenfalls zu einer Sensibilisierung der Belegschaft für das Thema Nachhaltigkeit bei. So wurde 2018 das gesamte Firmenaußengelände in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Südschwarzwald naturfreundlich umgestaltet. Seit 2020 ist Formesse als Unternehmen und sein gesamtes Produktsortiment zertifiziert klimaneutral. Aktuell setzt Formesse eine plastikfreie Verpackung seiner Produkte aus einem recyceltem Kraftkarton um.

Geschäftsführer Matthias Jaschke begründet den Beitritt zum Textilbündnis: „Unternehmen befinden sich heute in einem stetigen Balanceakt von fairen Bedingungen für Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Produzent*innen und Umwelt. Letztere zieht oft den Kürzeren, denn Umweltschutz und nachhaltige Materialien sind meist teuer. Die Liebe zur Natur ist in uns fest verwurzelt, genauso wie der Blick auf die kommenden Generationen. Wir haben uns dazu entschlossen, in Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu investieren.“

Mehr Informationen zur Formesse GmbH & Co. KG finden Sie auf https://www.formesse.de.

,

Abschied Jürgen Janssen

Aktuelles
08.09.2022

"Langweilig wurde es nie."

Jürgen Janssen verlässt nach 6 Jahren das Textilbündnis

Seit 2016 ist Jürgen Janssen Leiter des Textilbündnis-Sekretariats, das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH gestellt wird. Schon zuvor war der promovierte Agrarökonom in verschiedenen Funktionen für die GIZ tätig und wechselt nun nach Ramallah. Zum Abschied haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.

Die Leitung des Bündnissekretariats übernimmt Noor Naqschbandi (siehe Vorstellung unten).

Was waren die drei größten Veränderungen im Textilbündnis in den letzten fünf Jahren?

Das Wichtigste war die Steuerungskreis-Entscheidung 2017, zur Erreichung der Ziele des Bündnisses auf den Sorgfaltspflichten-Ansatz umzuschwenken. Hier hat der Steuerungskreis echten Weitblick bewiesen: Das klare Bekenntnis zum Sorgfaltspflichen-Ansatz hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass die Bündnisunternehmen deutlich besser auf die aktuellen und zukünftigen Anforderungen bei der Umsetzung von Sorgfaltspflichten und den damit verbundenen Nachweispflichten vorbereitet sind.

Eng damit verbunden ist die zunehmende Bedeutung der gemeinsamen Umsetzungsprojekte in den Produktionsländern der deutschen und europäischen Textil- und Bekleidungsbranche. Thematisch orientieren wir uns da immer enger an den Anforderungen für die Umsetzung der Sorgfaltspflichten. Beispiele sind unsere Projekte zu Beschwerdemechanismen, der Zahlung höherer Löhne oder der generellen Verbesserung der Arbeitsbedingungen, insbesondere für Frauen (BI Tamil Nadu).

Weiterentwickeln konnten wir auch unser Kooperationsnetzwerk in der Branche. Hier hat die Corona-Pandemie bei allen Beteiligten als Trendbeschleuniger hin zu mehr Arbeitsteilung, Kooperation und Abstimmung gewirkt. Diese Entwicklung geht weiter und das Bündnis möchte sich hier aktiv einbringen, vor allem um größere Wirkung in den Ländern zu erzielen und zugleich den Aufwand für die beteiligten Unternehmen und Organisationen zu begrenzen.

Worauf bist du besonders stolz?

Dass sich das Bündnis als lebendige Lern- und Dialogplattform etabliert hat, in der die Akteure – Unternehmen, Verbände, die Bundesregierung, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Standardorganisationen – nicht nur übereinander, sondern auch miteinander sprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen (und diese finden). Das ermöglicht es beispielsweise deutschen Unternehmen und NGOs, sich über das Bündnis strukturiert an der Entwicklung hin zu branchenweiten Beschwerdemechanismen zu beteiligen, bei der Diskussion um ein neues Rahmenwerk für faire Einkaufspraktiken dabei zu sein oder sich bei aktuellen Strategien und Ansätzen der Fashion Charter for Climate Action beim Klimaschutz zu beteiligen.

Vor welchen Herausforderungen steht das Bündnis?

Die Herausforderungen für das Bündnis spiegeln die Herausforderungen wider, vor denen wir als Menschen, Unternehmen, Organisationen und Gesellschaften stehen. Für viele Akteure gilt es, den Spagat hinzubekommen zwischen der Notwendigkeit von Veränderungen und den eigenen Fähigkeiten, um diese Veränderungen erfolgreich zu stemmen. Das betrifft insbesondere Unternehmen, aber auch die weiteren Bündnismitglieder genauso wie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), welches das Bündnis weiterhin unterstützt.

Die Diskussion um die EU Textilstrategie und deren Umsetzung wird dabei sicherlich eine zentrale Rolle einnehmen. Hinzu kommt ein zweiter Spagat: Und zwar der zwischen der Bewältigung der akuten Krisen, die zum Teil die Existenz von Unternehmen akut bedrohen (vor allem Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise) und den strategischen, langfristigen Herausforderungen. Im Hinblick darauf drängt sich der Klimawandel mit unangenehmer Hartnäckigkeit nach ganz oben auf die Agenda.

Was wünschst du dem Bündnis und seinen Mitgliedern für die kommende Zeit?

Mindestens mal drei Sachen,

  • dass die Bundesregierung das Bündnis als Unterstützungsangebot an Wirtschaft, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft weiterhin fördert und so den notwendigen und gewollten Wandel unterstützt.
  • dass Wirtschaft, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und Bundesregierung weiterhin im vertrauensvollen, konstruktiven Dialog an Lösungen für die weiterhin großen Herausforderungen der Branche arbeiten.
  • viel Erfolg bei der Erreichung unseres Ziels, nämlicher einer sozialen, ökologischen und korruptionsfreien Textil- und Bekleidungsbranche, die langfristig Werte schafft und allen Beteiligten nutzt.
Deine "letzten Worte" als Leiter des Textilbündnis-Sekretariats?

Grundlage für die Arbeit im Bündnis ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Akteuren. Die Basis dafür zu schaffen, ist eine ganz zentrale Aufgabe des Bündnissekretariats. Auch dazu braucht es Vertrauen, Vertrauen in die grundsätzliche Neutralität und Integrität des Sekretariats, in die Qualität der fachlichen und methodischen Unterstützung und in die richtige Einschätzung aktueller und perspektivischer Entwicklungen in der Branche und in deren Umfeld. Dieses Vertrauen wurde uns in den vergangenen Jahren – auch als Vorschuss – entgegengebracht. Dafür und für die vielen spannenden Momente im Bündnis möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Langweilig wurde es jedenfalls nie.

Abschiedsworte aus dem Steuerungskreis
Noor Naqschbandi übernimmt die Leitung des Textilbündnis-Sekretariats

Noor Naqschbandi arbeitet seit über 10 Jahren für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und war in verschiedenen Vorhaben und Projekten tätig, unter anderem beim Deutschen Global Compact Netzwerk. Von 2015 bis 2018 war er Programmleiter der Allianz für Integrität, die ebenfalls eine Multi-Stakeholder-Initiative ist. Somit bringt er Erfahrung in der Arbeit mit verschiedenen Akteursgruppen mit.  Als Clusterkoordinator in Indien (2020-2022) hatte er bereits gelegentlich mit der Bündnisinitiative in Tamil Nadu zu tun.

„Ich freue mich auf die spannende Arbeit im Textilbündnis und darauf, gemeinsam mit den Mitgliedern in Aktion zu gehen. Wir wollen nicht nur die erste Anlaufstelle für soziale und ökologische Verantwortung für Unternehmen in Deutschland sein, sondern auch die gemeinsamen Aktivitäten in den Produktionsländern verstärken.“

,

Interview zu Inklusion und Diversität in der Textilindustrie

Aktuelles
23.08.2022

Interview zu Inklusion und Diversität in der Textilindustrie

Im Interview mit dem Asia Garment Hub sprechen Judith Kunert und Luisa Hans über Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen, den Textilsektor inklusiver zu gestalten.

Unternehmen stehen bei der Einhaltung ihrer unternehmerischen Sorgfaltspflicht noch immer vor großen Herausforderungen hinsichtlich Diskriminierung, geschlechtsspezifischer Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz. Diese Barrieren erschweren Arbeitnehmer*innen eine gleichberechtigte Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt. Um Unternehmen dabei zu unterstützen Arbeitsbedingungen inklusiver zu gestalten, wurde 2021 der Leitfaden zu Inklusion in textilen Lieferketten für den Bekleidungs- und Textilsektor veröffentlicht. Dieser zeigt Möglichkeiten auf, wie Unternehmen und Mitarbeiter*innen gleichermaßen von inklusiven Arbeitsverhältnissen profitieren und wie Inklusion umgesetzt werden kann. 

Judith Kunert, die im Textilbündnis zu Gender und Inklusion arbeitet, und Luisa Hans vom Bündnismitglied Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) haben den Leitfaden mit erarbeitet. Im Interview mit dem Asia Garment Hub sprechen sie über Möglichkeiten, den Textilsektor inklusiver zu gestalten.

Derzeit würden Menschen mit Behinderung vor allem durch die gegenwärtigen Arbeitsverhältnisse in Textilfabriken benachteiligt, die sich meist in Niedriglohnländern befänden und deren Sozialstandards unzureichend seien. Menschen mit Behinderung seien dort nicht nur einem höheren Arbeitsrisiko ausgesetzt, sondern hätten auch Schwierigkeiten den Mindestlohn zu verdienen, der meist an die produzierte Stückzahl gekoppelt sei. Dabei würden individuelle Fähigkeiten und Potentiale häufig aufgrund bestehender Vorurteile übersehen und als negativ empfunden.

Untersuchungen zeigten jedoch, dass Inklusion und Schutz vor Diskriminierung sich insgesamt positiv auf das Arbeitsklima auswirke und soziale Fähigkeiten, Innovation und Produktivität der Mitarbeiter*innen steigere. Von Vielfalt profitieren also alle.

Dabei müssen Inklusion und Diversität jedoch langfristig neu gedacht und Vorurteile abgebaut werden, um Arbeiter*innen Perspektiven zu geben. Luisa Hans dazu: „Bei der Inklusion geht es nicht nur darum, dass Menschen mit Behinderungen in unsere heutige Gesellschaft integriert werden, sondern vielmehr darum, dass die Gesellschaft die Vielfalt ihrer Mitglieder mit ihren jeweiligen Talenten und Einschränkungen bejaht und daran arbeitet, bestehende Barrieren und Vorurteile abzubauen.“

Inklusion sei ein langfristiger Prozess und erfordere die stetige Sensibilisierung von Vorgesetzten und Mitarbeiter*innen. Ein wichtiger Schritt sei es, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu geben und den gegenseitigen Austausch mit Betroffenen zu fördern. Grade beim Thema geschlechterspezifische Gewalt habe die „Me-Too“-Debatte enorm dazu beigetragen, Geschlechterfragen und Frauenrechte auf die internationale Tagesordnung zu setzen. Auch beim Thema Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen und Diversität bestehe noch viel Potenzial.

Dennoch zeigten sich auch jetzt bereits positive Entwicklungen innerhalb der Modeindustrie, welche sich dem Thema langsam annehme. Große Modeunternehmen entwickelten zunehmend integrative Ansätze. Das würde Fragen zur Inklusion in ihren eigenen Betrieben und Lieferketten aufwerfen. Daher müssten sie Maßnahmen ergreifen, um das Problem anzugehen.

Um das Bewusstsein zu schärfen und das Interesse an dem Thema zu steigern seien Leitfäden, Publikationen und öffentliche Interviews ein guter erster Schritt. Aber auch der Austausch mit Expert*innen und Organisationen, die Menschen mit Behinderungen vertreten, können helfen, Stellschrauben zu analysieren und physische sowie andere Barrieren zu identifizieren. Sie können auch das Bewusstsein für die eigenen Vorurteile und Klischees schärfen.

Das ausführliche Interview finden Sie hier: Disability inclusion: Companies should recognise that diversity is a strength and a reputation enhancer — Asia Garment Hub.

,

Xhaferi-Salihu: Klimawandel als Risiko und Chance

Aktuelles
18.08.2022

Xhaferi-Salihu: Klimawandel als Risiko und Chance

Gastbeitrag im Jahresbericht von Klima-Expertin Lindita Xhaferi-Salihu

Lindita Xhaferi-Salihu leitet bei den Vereinten Nationen die Arbeit zum Engagement verschiedener Branchen für den Klimaschutz. Auch an der Fashion Industry Charter for Climate Action war sie federführend beteiligt.  Beim Textilbündnis-Arbeitstreffen im Mai 2022 nahm sie als eine von sechs Expert*innen an der Paneldiskussion “Mitigating climate risks in the textile and garment industry: How to achieve the 2030 goals of the Fashion Industry Charter for Climate Action“ teil.  

Nachfolgend lesen Sie Auszüge aus ihrem Gastbeitrag im Textilbündnis-Jahresbericht 2021. Den ganzen Beitrag (englisch) finden Sie im Online-Jahresbericht 2021.

Immer mehr Akteure in der Textil- und Modebranche werden aktiv

In den letzten drei Jahren zeigte sich, dass viele Organisationen im Textilsektor ihre Bemühungen um Klimaschutz intensivierten. Immer mehr Unternehmen konzentrierten sich auf Energieeffizienz, erneuerbare Energien und eine kohlenstoffarme Logistik. Andere haben sich Ziele für kohlenstoffarme Materialien gesetzt und setzen auf Kreislaufwirtschaft und regenerative Landwirtschaft. 

Xhaferi-Salihu beobachtet viele Innovationen, weist aber auch darauf hin, dass diese bislang nicht in großem Umfang stattfinden und die Bemühungen einzelner Akteure nicht ausreichen, um die notwendigen substanziellen Veränderungen zu erreichen.

Klimawandel ist keine Frage des unternehmerischen Wettbewerbs und kann nur gemeinsam bewältigt werden

Diese Veränderungen erforderten große Sprünge bei der Energieeffizienz, der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und der Entwicklung von Spitzentechnologien. Xhaferi-Salihu weist darauf hin, dass immer mehr Lösungen entstehen und Unternehmen alle verfügbaren Instrumente in Betracht ziehen, und diejenigen nutzen sollten, die für sie am besten geeignet sind.

Es brauche einen „inklusiven Multilateralismus“. Die Expertin meint damit eine sich gegenseitig verstärkende Schnittstelle zwischen allen beteiligten Akteuren. Sie sieht darin die vielleicht einzige Chance, um Ambitionen voranzutreiben, die zur Umsetzung des Pariser Abkommens und der SDGs führen:

„Dieser Sektor kann so viel tun, um nicht nur direkte Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, sondern auch die Maßnahmen anderer zu beeinflussen. Das Pariser Abkommen zeigt, dass wir als Menschen, als Menschheit, gemeinsam auf einen positiven Wandel hinarbeiten sollten und können. Aber wir müssen alle zusammenarbeiten, um dies zu erreichen – in allen Teilen der Gesellschaft und in allen Teilen der Welt, zum Nutzen aller Menschen für die kommenden Generationen.“

Trotz hoher Kosten überwiegt langfristig der Nutzen

Klimaschutz und -anpassung seien mit erheblichen Kosten verbunden. Langfristig zahlten sich diese Aufwendungen aber aus. Diese Einsicht setze sich auch in der Finanzwelt immer stärker durch – zugunsten von Unternehmen, die einen Plan für eine kohlenstoffarme und widerstandsfähige Entwicklung haben. Xhaferi-Salihus eindringlicher Appell: Die Modeindustrie muss diese Chance ergreifen.

Den ganzen Beitrag (englisch) finden Sie im Online-Jahresbericht 2021.

,

„Beschwerden sind kein Weltuntergang, sondern wichtig“

Aktuelles
28.07.2022

„Beschwerden sind kein Weltuntergang, sondern wichtig“

Wie können Beschwerdemechanismen effektiver gestaltet und der Zugang für Arbeitnehmer*innen erleichtert werden? Diese Frage erörterten rund 30 Bündnismitglieder bei einem Workshop.

Der Zugang zu Beschwerdemechanismen, Abhilfe und rechtlicher Unterstützung sind wichtige Bestandteile der unternehmerischen Sorgfaltspflicht. Arbeiter*innen in der Textilindustrie brauchen Kanäle oder Anlaufstellen, um auf Missstände am Arbeitsplatz aufmerksam machen zu können und Unterstützung und Abhilfe zu erhalten.

Aufklärung über Rechte und Vertrauen in Beschwerdemechanismen

Arbeiter*innen müssen ihre Rechte kennen und wissen, wie und wo sie Missstände melden können. Dafür haben sich unter anderem niedrigschwellige Apps bewährt. Auch Trainings helfen, Beschäftigten in Produktionsstätten für ihre Rechte zu sensibilisieren und ihnen die Thematik näher zu bringen.

Beschwerdestrukturen gibt es sowohl fabrikintern als auch fabrik- oder sogar länderübergreifend. Wenn sie gut funktionieren, d.h. zum Beispiel zugänglich sind für potenziell Betroffene, führt das zu mehr Beschwerden. Das bewerten die Bündnismitglieder beim Workshop als ein positives Zeichen: „Beschwerden sind kein Weltuntergang, sondern wichtig.“

Alle Akteure der textilen Lieferkette, wie beispielsweise Lieferanten und Geschäftspartner*innen, sollten Hinweise zu Missständen am Arbeitsplatz daher als produktives und notwendiges Element für einen transparenten Dialog und eine nachhaltigere Textilindustrie verstehen. Entscheidend ist, dass potenziell Betroffene Vertrauen in die Mechanismen haben und keine negativen Folgen befürchten müssen.

Herausforderungen zusammen angehen

Die Bündnismitglieder tauschten sich auch über Herausforderungen aus: Oft decken die Beschwerdemechanismen soziale Themen ab, Umweltthemen aber zu wenig oder gar nicht. Zudem sind Beschwerdemechanismen nicht in allen Ländern verfügbar, aus denen Bündnisunternehmen einkaufen. Darüber hinaus fehlen Ansätze für die tiefere Lieferkette.

Die Teilnehmenden stellten auch fest: Wenn es zu viele verschiedene Mechanismen, Ansätze und Anforderungen gibt, wird es für alle Beteiligten schnell verwirrend. Daher sprachen sich die Bündnismitglieder dafür aus, komplementäre oder fragmentierte Beschwerdesystemen wo möglich und sinnvoll zu harmonisieren. Bewährte Mechanismen gelte es zu fördern und noch mehr Beschäftigten den Zugang zu ermöglichen.

Wie arbeitet das Textilbündnis an effektiven Beschwerdemechanismen?

Im Textilbündnis gibt es einen Strategiekreis bestehend aus Vertreter*innen aller Akteursgruppen. Der Strategiekreis verfolgt zum einen das Ziel, Kooperationen mit anderen Sektorinitiativen weiter zu verfolgen, die über Beschwerdemechanismen verfügen oder ebenfalls an diesem Thema arbeiten. Zum anderen will der Strategiekreis lokale Anlaufstellen für Arbeiter*innen stärken.

Außerdem haben sich mehrere Mitglieder in der Bündnisinitiative „Beschwerdemechanismen“ zusammengeschlossen und Kooperationsprojekte gestartet, wie etwa das Modul zur Öffnung des Fair Wear Beschwerdemechanismus für Bündnismitglieder oder die Stärkung fabrikinterner Beschwerdemechanismen in Pakistan. Zudem unterstützen die drei Bündnismitglieder Primark, C&A und Orsay die lokale NGO MUDEM, die über das Worker Support Center eine Anlaufstelle für syrische Geflüchtete in der türkischen Textilindustrie anbietet (Details zum MUDEM-Projekt).

Der Workshop war Teil des diesjährigen Textilbündnis-Arbeitstreffens am 17. und 18. Mai in Berlin. Das Unconference-Format bot den Bündnismitgliedern die Möglichkeit, eigene Themen und Fragen vorzuschlagen, die sie gerne gemeinsam bearbeiten wollten.