Sektorrisiken

Tierwohl

Über das Sektorrisiko

Zu Naturfasern zählen neben Baumwolle auch Materialien tierischen Ursprungs, wie etwa Leder, Daunen und Schurwolle. Tierschutz und Tierwohl sind entscheidende Faktoren bei der Herstellung nachhaltiger tierischer Fasern. In Bezug auf Schurwolle hat das Bündnis für nachhaltige Textilien zwei Schwerpunkte identifiziert: die Einhaltung der Fünf Freiheiten und den Verzicht auf Mulesing.

Die Fünf Freiheiten

Das Farm Animal Welfare Council (FAWC) veröffentlichte mit den „Fünf Freiheiten“ eine international akzeptierte Grundlage für den Tierschutz in der Landwirtschaft. Die Fünf Freiheiten benennen negative Zustände, vor denen Tiere geschützt werden müssen:

  1. Freiheit von Hunger, Durst und Fehlernährung: Die Tiere haben freien Zugang zu Wasser und erhalten artgerechte Nahrung zur Gewährleistung der Gesundheit und Vitalität.
  2. Freiheit von Unbehagen: Die Tiere werden in einer tiergerechten Umgebung gehalten, welche Ruhemöglichkeiten, Auslauf und den Schutz vor Raubtieren bietet.
  3. Freiheit von Schmerz, Verletzung und Krankheit: Vorbeugung bzw. schnelle Diagnose von gesundheitlichen Problemen. Die Gesundheit der Tiere muss bei der Züchtung und im Umgang mit den Tieren bestmöglich gewährleistet werden.
  4. Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens: Die Halter stellen ausreichend Platz und artgerechte Einrichtungen zur Verfügung und halten die Tiere zusammen mit Artgenossen.
  5. Freiheit von Angst und Leiden: Die Tiere werden so gehalten und behandelt, dass psychisches Leid vermieden wird. Auch bei Transport und Schlachtung wird auf diesen Grundsatz geachtet.
Mulesing

Tierwohl-Risiken bestehen bei der Schafhaltung insbesondere in Form des „Mulesing“. Dabei handelt es sich um ein chirurgisches Verfahren, um den bei Wollschafen häufig auftretenden Schmeißfliegen-Befall zu bekämpfen. Dazu wird Haut am Gesäß der Tiere entfernt, was eine Vernarbung des Gewebes verursacht und erneuten Insektenbefall erschwert. Oft bekommen die Tiere keine Betäubung oder Schmerzmittel, sodass der Eingriff für sie schmerzhaft und mit weiteren Gesundheitsrisiken verbunden ist, wie etwa der Entzündung der offenen Hautstellen.

Was sind Alternativen zum Mulesing? Um Fliegenbefall zu verhindern, können Schafhalter*innen regelmäßig die Wolle zwischen Schwanz und Hinterbeinen der Tiere entfernen und sie auf Fliegenbefall hin untersuchen. Das bedeutet zwar einen höheren Aufwand, achtet aber die Grundsätze des Tierwohls und fügt den Schafen keine Verletzungen und Schmerzen zu. Langfristig wäre es auch möglich, gezielt Schafrassen zu züchten, die weniger überschüssige Hautfalten haben und dadurch weniger anfällig für den Insektenbefall sind.

Engagement des Textilbündnisses beim Sektorrisiko Tierwohl

Das Bündnis für nachhaltige Textilien lehnt Mulesing entschieden ab. Es fordert von allen Mitgliedern, die Schurwolle einsetzen, eine Policy zur Beschaffung von verantwortungsvoll erzeug­ter Schurwolle. Das Textilbündnis erachtet Schurwolle als nachhaltig, wenn sich die Halter an die Fünf Freiheiten halten und auf Mulesing ihrer Tiere verzichten (Status: „non-mulesed“ oder „ceased mulesing“).

Tierwohl zählen zu den elf Sektorrisiken, die von den Bündnisunternehmen im Review-Prozess in den Blick genommen werden. Basierend darauf definieren Unternehmen Ziele und Maßnahmen, um ihre schwerwiegendsten Risiken anzugehen.

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