Sorgfaltspflichten umsetzen

Verantwortung für die Lieferkette

Beim Review-Prozess bekennen sich die Mitglieder zu ihrer individuellen Verantwortung für die Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten.

Der Review-Prozess steht für die individuelle Verpflichtung der Unternehmen im Textilbündnis, Verantwortung für die Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette zu übernehmen. Ziel des Review-Prozesses ist es, den schwerwiegendsten sozialen, ökologischen und Compliance-Risiken in der Wertschöpfungskette effektiv vorzubeugen und sie zu mindern.

Eine individuelle Risikoanalyse anhand von elf Sektorrisiken ist die Grundlage des Prozesses (Leitfaden DE und EN). Basierend auf den Ergebnissen der Risikoanalyse leiten die Unternehmen Ziele und Maßnahmen für die kommenden zwei Jahre ab. Neben der Vorbeugung und Milderung soll im Falle von negativen Auswirkungen Abhilfe und Wiedergutmachung geleistet werden.

Doch die Mitglieder blicken dabei nicht nur in die Zukunft. Sie werfen auch einen Blick zurück. Was haben sie im vergangenen Jahr für mehr Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten erreicht? Welche Maßnahmen konnten sie erfolgreich umsetzen und welche Ziele haben sie erreicht? All das wird im Fortschrittsbericht erfasst.

Zur Verifizierung und Qualitätssicherung der Risikoanalyse, wie auch der gesetzten Ziele und berichteten Fortschritte, findet ein qualitatives Auswertungsgespräch statt, das sowohl von einem externen Dienstleister als auch vom Bündnissekretariat vorbereitet und geführt wird.

Darin geht es insbesondere um die folgenden Fragen: Sind die Ziele angemessen, um den schwerwiegendsten Risiken vorzubeugen bzw. diese zu mildern? Leiten sich die Ziele und Maßnahmen sinnvoll und nachvollziehbar aus der Risikoanalyse und dem Fortschrittsbericht ab? Alle Berichte werden anschließend hier veröffentlicht.

Infografik Review-Prozess: 5 Stufen. 1. Risiken ermitteln und priorisieren, 2. Ziele definieren und Fortschritte berichten, 3. Auswertungsgespräch, 4. Anpassung, 5. Veröffentlichung
Ablauf des Review-Prozesses

Auch die Mitglieder der übrigen Akteursgruppen – also Verbände, Nichtregierungsorganisationen, Standardorganisationen, Gewerkschaften und die Bundesregierung – kommen im Bündnis einer Berichterstattungspflicht nach. Sie beschreiben, wie sie sich im vergangenen Berichtszeitraum in das Bündnis eingebracht haben und welche Maßnahmen sie sich zur Erreichung der Bündnisziele vorgenommen haben.

Verbindlichkeit für alle Unternehmen im Bündnis

2019 wurde der Review-Prozess grundlegend überarbeitet und der Sorgfaltspflichtenansatz (Due Diligence) in den Fokus gestellt. Orientierung boten dabei die Anforderungen und Vorgaben internationaler Rahmenwerke wie die UN Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, die OECD Due Diligence Guidance for Responsible Supply Chains in the Garment and Footwear Sector und die ILO Kernarbeitsnormen. Anders als in der Vergangenheit verfolgen die Mitglieder nun keine einheitlich verbindlichen Ziele im Bündnis. Stattdessen leiten die Unternehmen Ziele und Maßnahmen von ihrer individuellen Risikoanalyse und -priorisierung ab und gehen so gezielt ihre schwerwiegendsten Risiken an:

Standardsysteme für nachhaltige Baumwolle

Hierzu gehören der Standard der Better Cotton Initiative (BCI), der australische myBMP Standard, Cotton made in Africa, Fairtrade Cotton, CottonConnect und der U.S. Cotton Trust Protocol. Für die Beschaffung von Biobaumwolle gelten der Global Organic Textile Standard (GOTS), der Standard des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft NATURTEXTIL IVN, der Organic Content Standard (OCS) von Textile Exchange und der BioRe Social & Environmental Standard sowie alle Bio-Standards der IFOAM Family of Standards. Die Standards der IFOAM Family of Standards gelten auch für die Beschaffung nachhaltiger Schurwolle, ebenso wie der Responsible Wool Standard (RWS).

Review-Prozess 2021: Aggregierte Anzahl an Beschwerden

Alle Unternehmen im Textilbündnis sind gefordert, in ihrer Lieferkette potenziell Betroffenen einen Zugang zu Beschwerde­mechanismen zu gewährleisten; dazu zählen zum Beispiel Arbeiter*in­nen bei Lieferanten oder Anwohner*innen lokaler Gemeinden. Im Review-Prozess 2021 haben die Bündnisunternehmen auch zu Abhilfe- und Beschwerdemechanismen berichtet und sich Ziele gesetzt. In ihrem Review-Bericht stellen sie dar, über welche Kanäle Betroffene in ihrer Lieferkette Beschwerden kommunizieren können und wie mit solchen umgegangen wird. Zudem werden Anzahl und Themen der eingegangenen Beschwerden erfasst und aggregiert veröffentlicht für alle 54 Unternehmen, die am Review-Prozess teilgenommen haben.

Im Geschäftsjahr, das dem Review-Prozess 2021 vorausging, haben alle Bündnisunternehmen zusammen etwa 1200 Beschwerden über verschiedene Beschwerdekanäle erhalten. Dabei kann eine Beschwerde mehreren Sektorrisiken zugeordnet sein. Die tatsächliche Zahl ist somit etwas niedriger.

Am weitaus häufigsten beziehen sich die Beschwerden auf Löhne & Sozialleistungen, gefolgt von Beschwerden im Bereich Gesundheit und Sicherheit, Arbeitszeiten, Vereinigungsfreiheit sowie Diskriminierung und geschlechtsspezifischer Gewalt. Die Beschwerden wurden vorwiegend über unternehmensinterne Mechanismen, den Mechanismus der Fear Wear Foundation und den Accord on Fire and Building Safety In Bangladesh eingebracht.

Anzahl der Beschwerden nach Sektorrisiko:
  • Lohn & Sozialleistungen: 749
  • Gesundheit & Sicherheit: 123
  • Arbeitszeiten: 97
  • Vereinigungsfreiheit & Kollektivverhandlungen: 89
  • Diskriminierung, sexuelle Belästigung & geschlechtsspezifische Gewalt: 84
  • Kinder- und Zwangsarbeit: 17
  • Korruption: 14
  • Umweltschutz & Ressourceneinsatz: 10
  • Chemikalieneinsatz & Abwasser: 1
  • Treibhausgas-Emissionen: 0
  • Tierwohl (inkl. Schafhaltung, Mulesing): 0

Hier finden Sie weitere Informationen zum Umgang mit Beschwerden und zur Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen.

Publikationen zum Thema Review-Prozess
Review-Prozess 2021: Bericht des Deutschen Instituts für Menschenrechte
Größe: 962.64 KB
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Step by step through the Review Process (2023)
Größe: 825.79 KB
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Schritt für Schritt durch den Review-Prozess (2023)
Größe: 896.90 KB
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Gesamtkonzept Review-Prozess (2020)
Größe: 1.04 MB
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Identifying and prioritising risks (2020)
Größe: 1.77 MB
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