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Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen: Start des 2. Moduls in Pakistan

Aktuelles
03.05.2022

BI Beschwerdemechanismen: Start des 2. Moduls in Pakistan

Seit 2020 unterstützt eine Bündnisinitiative die Bündnismitglieder dabei, effektive Beschwerdemechanismen in ihren Lieferketten einzurichten. Zusätzlich zum ersten Modul in Vietnam und Indien ist jetzt ein zweites Modul in Pakistan gestartet.

Seit April 2021 gibt es ein erstes Modul in der Bündnisinitiative (BI) Beschwerdemechanismen: die Öffnung des Fair Wear Beschwerdemechanismus für Bündnis- und AGT-Mitglieder in Vietnam und Indien. Gemeinsam mit dem Bündnismitglied Fairtrade Deutschland e.V. haben das Textilbündnis und der Grüne Knopf (GK) nun ein zweites Modul ausgearbeitet.

Dessen Ziel ist es zum einen, Zulieferer von Bündnis- und GK-lizensierten Unternehmen dabei zu unterstützen, funktionierende innerbetriebliche Beschwerdestrukturen aufzubauen und/oder weiterzuentwickeln. Zum anderen soll das Projekt Management und Arbeiter*innen befähigen, Vorfälle und Missstände gemeinsam im Dialog zu lösen.

Die Unternehmen Primark, Hch. Kettelhack, Hugo Boss, Takko und texidea beteiligen sich an dem Projekt. Ein GIZ-Vorhaben zur Verbesserung der Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards in der pakistanischen Textilindustrie (TextILES) unterstützt finanziell und inhaltlich und bringt weitere interessierte Lieferanten in das Projekt ein. Insgesamt sollen etwa 20 Fabriken unterstützt werden.

Erfolge des Fairtrade-Textilprogramms auf Pakistan übertragen

Fairtrade Deutschland e.V. setzt das Projekt zusammen mit einem lokalen Team um. Sie greifen dabei auf die Erfahrungen und das Know-how des Fairtrade-Textilprogramms zurück, das bereits seit 2014 erfolgreich in Indien umgesetzt und nun auf Pakistan übertragen wird. Das Fairtrade-Textilprogramm unterstützt Unternehmen dabei, die Arbeitsbedingungen in ihren textilen Produktionsstätten zu verbessern. Das Programm umfasst die Bereiche Arbeits- und Gesundheitsschutz, Stärkung der Rechte von Arbeitnehmer*innen, existenzsichernde Löhne und Verbesserung von Effizienz und Produktivität.

Folgende Maßnahmen sind in Pakistan geplant:

  • Sensibilisierung des Managements für die Bedarfe der Arbeitnehmer*innen und Schulung im Umgang mit eingegangenen Beschwerden
  • Trainings für Arbeitnehmer*innen, um sie über ihre Rechte und die Nutzung von Beschwerdemechanismen aufzuklären
  • Trainings zur Funktion und Etablierung von Beschwerdemechanismen für Arbeitnehmer*innen und Management

Nach Abschluss des Projektes sollen alle beteiligten Lieferanten über ein transparentes Beschwerdeverfahren verfügen, sodass Management und Arbeitnehmer*innen in der Lage sind, Vorfälle und Missstände gemeinsam zu lösen.

Trainer*innen lernen voneinander

Zum Auftakt der Implementierung des Projekts fand Ende März 2022 ein Fortbildungsseminar für den lokalen Projektkoordinator und die drei mit den Fabriktrainings beauftragten pakistanischen Trainer*innen in Dubai statt. Fairtrade-Trainer*innen, die das Fairtrade Textilprogramm in Indien umsetzen, führten das Seminar durch. Ziel war es, die relevanten Inhalte des Textilprogramms auf Pakistan zu übertragen und Hintergrundinformationen und Lernerfahrungen weiterzugeben. Zudem erarbeiteten die Teilnehmenden die weiteren Schritte der Umsetzung.

Hintergrund: Textilindustrie in Pakistan

Der Textil- und Bekleidungssektor ist der wichtigste Industriezweig Pakistans. Etwa 15 Millionen Menschen sind in Pakistans Textilindustrie beschäftigt. Das entspricht rund 38 % der Arbeitskräfte im verarbeitenden Gewerbe. Anders als in vielen anderen Produktionsländern der Textilindustrie ist die Mehrzahl der Beschäftigten in Pakistan männlich (ca. 70 %).

Doch die Probleme sind dieselben, unter anderem mangelnde Arbeitssicherheit, niedrige Löhne sowie fehlende Mitbestimmung und Dialog zwischen Management, Arbeitnehmer*innen und staatlichen Institutionen.

Zwar existiert in Pakistan ein rechtlicher Rahmen für Arbeitsrecht, die Behandlung von Beschwerden, Gewerkschaften und Arbeitsinspektionen auf Provinz- und Bundesebene. Die Gesetze schreiben zum Beispiel die Einrichtung von Beschwerdeausschüssen im Zusammenhang mit Mobbing, Vertrauensleuten für die interne Bearbeitung von Beschwerden oder das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen vor. Allerdings erschweren unzureichende Beschwerdemöglichkeiten und zu selten durchgeführte Arbeitsinspektionen die Behebung schwerwiegender Probleme wie Einschüchterung unabhängiger Gewerkschaften, erzwungene Überstunden, sexuelle Belästigung, unzureichende hygienische Bedingungen, fehlende Pausen, Krankheitsurlaub oder Verweigerung von Löhnen.

Weitere Infos zur Bündnisinitiative und den Modulen finden Sie hier.