Themen

Sektorrisiken gemeinsam adressieren

Bestimmte Risiken treten im Textilsektor besonders häufig auf. Daher nennt man sie Branchen- oder Sektorrisiken.

Das Textilbündnis richtet seine Arbeit, Anforderungen und Empfehlungen maßgeblich an der OECD-Sektorhandreichung (OECD Due Diligence Guidance) aus. Darin definiert die OECD:

„Branchenrisiken sind Risiken, die weltweit über alle Produktlinien und Standorte hinweg in der Bekleidungs- und Schuhwarenbranche verbreitet sind. Wichtige Merkmale, die die Lieferketten der Bekleidungs- und Schuhwarenbranche auszeichnen, wie geringqualifizierte Arbeitskräfte, intensive und dezentrale Produktion sowie kurze Vorlaufzeiten, erhöhen das Risiko bestimmter negativer Auswirkungen auf Arbeits- und Menschenrechte. Viele dieser Risiken bestehen auf jeder Stufe der Lieferkette. In ähnlicher Weise erhöhen auch die Materialien, die in Produkten und in der Produktentwicklung verwendet werden, das Risiko bestimmter Umweltschäden auf verschiedenen Stufen der Lieferkette der Bekleidungs- und Schuhwarenbranche. Zum Beispiel besteht bei Nassverarbeitung ein höheres Risiko für den Einsatz gefährlicher Chemikalien als beim Zuschneiden, Nähen und Fertigstellen (cut, make and trim).“

Soziale, ökologische und Korruptionsrisiken

Die Sektorrisiken lassen sich clustern in menschenrechtliche und soziale Risiken, ökologische Risiken und Korruptionsrisiken. Meist sind die Risiken nicht unabhängig voneinander, sondern bedingen und verstärken sich gegenseitig. Welche Risiken (potenziell) vorkommen und in welchem Ausmaß, kann sich je nach Land/Region, Lieferkettenstufe, Produktgruppe, Material oder Geschäftsmodell unterscheiden.

Das Textilbündnis unterstützt Mitgliedsunternehmen Unternehmen dabei, ihre Verantwortung und Sorgfaltspflichten in der Lieferkette zu erfüllen und Risiken zu minimieren. Daher spiegeln die Sektorrisiken in weiten Teilen die Themen wider, an denen wir im Textilbündnis gemeinsam arbeiten. Darüber hinaus gibt es Querschnittsthemen, die auf die Identifizierung und Adressierung aller Branchenrisiken einzahlen. Dazu gehören verantwortungsvolle Einkaufspraktiken, Beschwerdemechanismen und eine möglichst weitgehende Kenntnis und Transparenz der Lieferkette.

Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken von Marken- und Handelsunternehmen sind entscheidend für sichere und gute Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. Sie können ganz erheblich dazu beitragen, die verschiedenen Sektorrisiken zu minimieren. Mit dem Jahresthema 2021 legt das Textilbündnis daher einen Fokus auf verantwortungsvolle Einkaufspraktiken und bietet seinen Mitgliedsunternehmen verschiedene Unterstützungsangebote. Dazu gehören Trainings, Selbst -und Lieferantenbewertungen der eigenen Geschäftspraktiken. Darüber hinaus erarbeitet das Textilbündnis zusammen mit anderen Multi-Stakeholder-Initiativen einen Referenzrahmen zu Einkaufspraktiken.

Ein weiterer zentraler Hebel sind Beschwerdemechanismen: Arbeiter und Arbeiterinnen in textilen Lieferketten müssen die Möglichkeit haben, auf Missstände am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen und bei Bedarf wirksame Abhilfe oder Wiedergutmachung erhalten. Dies ist ein elementarer Bestandteil der unternehmerischen Sorgfaltspflicht, wie sie unter anderem von den Vereinten Nationen, der ILO und der OECD gefordert wird.

Das Textilbündnis setzt sich dafür ein, bestehende Beschwerdemechanismen zu stärken und sie möglichst vielen Beschäftigten im Textilsektor zugänglich zu machen. Weitere Infos zur Bündnisinitiative und zum Kooperationsprojekt mit der Fair Wear Foundation und dem niederländischen Textilbündnis finden Sie hier.

Im Review-Prozess müssen Mitgliedsunternehmen auch zu Abhilfe- und Beschwerdemechanismen berichten und sich Ziele setzen. Sie stellen dar, über welche Kanäle Betroffene in Ihrer Lieferkette Beschwerden kommunizieren können. Zudem werden Anzahl und Themen der eingegangenen Beschwerden erfasst.

Darüber hinaus sammeln die Bündnismitglieder in einer Incident List Meldungen zu Missständen oder Vorfällen in der textilen Lieferkette. Die Liste unterstützt Unternehmen dabei, konkrete Vorfälle sowie mögliche Risiken in ihrer eigenen Lieferkette zu identifizieren.

Transparenz in der eigenen Lieferkette ist eine grundlegende Voraussetzung für die Umsetzung von unternehmerischen Sorgfaltspflichten. Denn Unternehmen können sozialen, ökologischen und Korruptions-Risiken in ihrer Lieferkette nur dann effektiv begegnen, wenn sie wissen, wo, wie und von wem ihre Produkte hergestellt werden.

Weitere Infos zu Lieferkettentransparenz.

Unternehmen berichten zu elf Sektorrisiken

Im Review-Prozess sind die Risikoanalyse und Risikopriorisierung von zentraler Bedeutung. Jedes Unternehmen muss individuell vor allem zwei Dinge prüfen: Treten die Sektor­risiken in der eigenen Wertschöpfungskette auf und wenn ja wie (tatsächliche negative Auswirkungen)? Oder besteht auch nur ein potenzielles Risiko, dass sie auftreten? Zu den Sektorrisiken in Textil-Lieferketten zählt das Textilbündnis in Anlehnung an die von der OECD identifizierten Risiken: