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Workshop: Mit Daten zu mehr Transparenz in Lieferketten

Aktuelles
27.07.2022

Workshop: Mit Daten zu mehr Transparenz in Lieferketten

Wie können Unternehmen Lieferkettendaten besser erfassen, um ihrer sozialen und ökologischen Sorgfaltspflicht noch gezielter nachzukommen? In einem Workshop beim Textilbündnis-Arbeitstreffen im Mai tauschten sich rund 30 Mitglieder dazu aus.

Um unternehmerische Sorgfaltspflicht gewährleisten zu können, ist es notwendig, die eigene Lieferkette möglichst genau zu kennen und Transparenz herzustellen. Unternehmen sollten wissen, welche Akteure an der Herstellung ihrer Produkte beteiligt sind, wo und unter welchen Umständen sie hergestellt werden. Nur mit diesem Wissen können sie soziale und ökologische Risiken identifizieren und adressieren. Die Komplexität und Vielfalt von Zulieferern in textilen Lieferketten es bislang schwer, die benötigten Daten zuverlässig zu erheben.

Ziel des Workshops „Reliable Supply Chain Data for the Implementation of Human Rights and Environmental Due Diligence” war es deshalb, Herausforderungen und Lösungsansätze zu diskutieren, wie Daten effizienter und systematischer gesammelt und textile Lieferketten besser abgebildet werden können.

Je tiefer die Lieferkette, desto dünner die Datenlage

Verlässliche Daten aus der Lieferkette zu erhalten und Transparenz zu schaffen, wird schwieriger, je tiefer Unternehmen in die Lieferkette vordringen – etwa bei der Beschaffung von Baumwolle. Oftmals haben Unternehmen keinen direkten Kontakt oder kennen ihre tiefere Lieferkette nicht. Auch die Vielzahl an Lieferanten und Komplexität der Lieferkette erschweren den Datenaustausch sowie die Verifizierung und Qualitätssicherung. Zusätzlich gibt es viele verschiedene Methoden und Anforderungen mit unterschiedlichem Fokus, aber kaum einheitliche Standards für die Erhebung und das Management von Daten.

Digitale Instrumente können helfen, Daten gezielt zu sammeln und Datenlücken zu schließen, zum Beispiel mit Datenbanken, Plattformen und Tools wie Open Apparel Registry oder HIGG. Sie sollten auch für tiefere Lieferkettenstufen genutzt werden. Potential liege auch in der Blockchain-Technologie. Jedoch betonten die Bündnismitglieder im Workshop auch, dass bei alledem gewisse Anforderungen an den Datenschutz gewährleistet sein müssen.

Informationsaustausch erfordert gegenseitiges Vertrauen

Viele Lieferanten zögern Daten weiterzugeben, oftmals aus Sorge vor negativen Konsequenzen. Zudem sei noch nicht allen Akteuren in der Lieferkette bewusst, welchen Nutzen verlässliche Daten haben. Daher unterstrichen viele Bündnismitglieder, dass einerseits ein kontinuierlicher Dialog und gegenseitiges Vertrauen wichtig seien, um das Thema mit Zulieferern zu adressieren und so mehr Vertrauen zu schaffen. Andererseits brauche es auch finanzielle Investitionen, um die notwendigen Kapazitäten und Systeme aufzubauen.

Multi-Stakeholder-Initiativen wie das Textilbündnis können unterstützen, für das Thema sensibilisieren und die Harmonisierung von Daten fördern. Im Textilbündnis gibt es eine Expert*innen-Gruppe zu Lieferkettentransparenz und eine Kooperation mit dem Open Apparel Registry (OAR). Im Zuge dessen hat das Textilbündnis eine aggregierte Liste mit insgesamt rund 6.850 Produktionsstätten von 23 Mitgliedsunternehmen über das OAR veröffentlicht.

Der Workshop war Teil des diesjährigen Textilbündnis-Arbeitstreffens am 17. und 18. Mai in Berlin. Das Unconference-Format bot den Bündnismitgliedern die Möglichkeit, eigene Themen und Fragen vorzuschlagen, die sie gerne gemeinsam bearbeiten wollten.