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24.08.22

Abschied Jürgen Janssen

Jürgen Janssen verlässt nach 6 Jahren das Textilbündnis

Seit 2016 ist Jürgen Janssen Leiter des Textilbündnis-Sekretariats, das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH gestellt wird. Schon zuvor war der promovierte Agrarökonom in verschiedenen Funktionen für die GIZ tätig und wechselt nun nach Ramallah. Zum Abschied haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.

Die Leitung des Bündnissekretariats übernimmt Noor Naqschbandi (siehe Vorstellung unten).

Was waren die drei größten Veränderungen im Textilbündnis in den letzten fünf Jahren?

Das Wichtigste war die Steuerungskreis-Entscheidung 2017, zur Erreichung der Ziele des Bündnisses auf den Sorgfaltspflichten-Ansatz umzuschwenken. Hier hat der Steuerungskreis echten Weitblick bewiesen: Das klare Bekenntnis zum Sorgfaltspflichen-Ansatz hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass die Bündnisunternehmen deutlich besser auf die aktuellen und zukünftigen Anforderungen bei der Umsetzung von Sorgfaltspflichten und den damit verbundenen Nachweispflichten vorbereitet sind.

Eng damit verbunden ist die zunehmende Bedeutung der gemeinsamen Umsetzungsprojekte in den Produktionsländern der deutschen und europäischen Textil- und Bekleidungsbranche. Thematisch orientieren wir uns da immer enger an den Anforderungen für die Umsetzung der Sorgfaltspflichten. Beispiele sind unsere Projekte zu Beschwerdemechanismen, der Zahlung höherer Löhne oder der generellen Verbesserung der Arbeitsbedingungen, insbesondere für Frauen (BI Tamil Nadu).

Weiterentwickeln konnten wir auch unser Kooperationsnetzwerk in der Branche. Hier hat die Corona-Pandemie bei allen Beteiligten als Trendbeschleuniger hin zu mehr Arbeitsteilung, Kooperation und Abstimmung gewirkt. Diese Entwicklung geht weiter und das Bündnis möchte sich hier aktiv einbringen, vor allem um größere Wirkung in den Ländern zu erzielen und zugleich den Aufwand für die beteiligten Unternehmen und Organisationen zu begrenzen.

Worauf bist du besonders stolz?

Dass sich das Bündnis als lebendige Lern- und Dialogplattform etabliert hat, in der die Akteure – Unternehmen, Verbände, die Bundesregierung, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Standardorganisationen – nicht nur übereinander, sondern auch miteinander sprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen (und diese finden). Das ermöglicht es beispielsweise deutschen Unternehmen und NGOs, sich über das Bündnis strukturiert an der Entwicklung hin zu branchenweiten Beschwerdemechanismen zu beteiligen, bei der Diskussion um ein neues Rahmenwerk für faire Einkaufspraktiken dabei zu sein oder sich bei aktuellen Strategien und Ansätzen der Fashion Charter for Climate Action beim Klimaschutz zu beteiligen.

Vor welchen Herausforderungen steht das Bündnis?

Die Herausforderungen für das Bündnis spiegeln die Herausforderungen wider, vor denen wir als Menschen, Unternehmen, Organisationen und Gesellschaften stehen. Für viele Akteure gilt es, den Spagat hinzubekommen zwischen der Notwendigkeit von Veränderungen und den eigenen Fähigkeiten, um diese Veränderungen erfolgreich zu stemmen. Das betrifft insbesondere Unternehmen, aber auch die weiteren Bündnismitglieder genauso wie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), welches das Bündnis weiterhin unterstützt.

Die Diskussion um die EU Textilstrategie und deren Umsetzung wird dabei sicherlich eine zentrale Rolle einnehmen. Hinzu kommt ein zweiter Spagat: Und zwar der zwischen der Bewältigung der akuten Krisen, die zum Teil die Existenz von Unternehmen akut bedrohen (vor allem Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise) und den strategischen, langfristigen Herausforderungen. Im Hinblick darauf drängt sich der Klimawandel mit unangenehmer Hartnäckigkeit nach ganz oben auf die Agenda.

Was wünschst du dem Bündnis und seinen Mitgliedern für die kommende Zeit?

Mindestens mal drei Sachen,

  • dass die Bundesregierung das Bündnis als Unterstützungsangebot an Wirtschaft, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft weiterhin fördert und so den notwendigen und gewollten Wandel unterstützt.
  • dass Wirtschaft, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und Bundesregierung weiterhin im vertrauensvollen, konstruktiven Dialog an Lösungen für die weiterhin großen Herausforderungen der Branche arbeiten.
  • viel Erfolg bei der Erreichung unseres Ziels, nämlicher einer sozialen, ökologischen und korruptionsfreien Textil- und Bekleidungsbranche, die langfristig Werte schafft und allen Beteiligten nutzt.

 

Deine "letzten Worte" als Leiter des Textilbündnis-Sekretariats?

Grundlage für die Arbeit im Bündnis ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Akteuren. Die Basis dafür zu schaffen, ist eine ganz zentrale Aufgabe des Bündnissekretariats. Auch dazu braucht es Vertrauen, Vertrauen in die grundsätzliche Neutralität und Integrität des Sekretariats, in die Qualität der fachlichen und methodischen Unterstützung und in die richtige Einschätzung aktueller und perspektivischer Entwicklungen in der Branche und in deren Umfeld. Dieses Vertrauen wurde uns in den vergangenen Jahren – auch als Vorschuss – entgegengebracht. Dafür und für die vielen spannenden Momente im Bündnis möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Langweilig wurde es jedenfalls nie.

Abschiedsworte aus dem Steuerungskreis

Noor Naqschbandi übernimmt die Leitung des Textilbündnis-Sekretariats

Noor Naqschbandi arbeitet seit über 10 Jahren für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und war in verschiedenen Vorhaben und Projekten tätig, unter anderem beim Deutschen Global Compact Netzwerk. Von 2015 bis 2018 war er Programmleiter der Allianz für Integrität, die ebenfalls eine Multi-Stakeholder-Initiative ist. Somit bringt er Erfahrung in der Arbeit mit verschiedenen Akteursgruppen mit.  Als Clusterkoordinator in Indien (2020-2022) hatte er bereits gelegentlich mit der Bündnisinitiative in Tamil Nadu zu tun.

„Ich freue mich auf die spannende Arbeit im Textilbündnis und darauf, gemeinsam mit den Mitgliedern in Aktion zu gehen. Wir wollen nicht nur die erste Anlaufstelle für soziale und ökologische Verantwortung für Unternehmen in Deutschland sein, sondern auch die gemeinsamen Aktivitäten in den Produktionsländern verstärken.“

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