,

Circular Design Workshop – Implementing Circularity in the Textile Industry

Aktuelles
16.02.2024

Circular Design Workshop – Implementing Circularity in the Textile Industry

Während sich letzte Woche die deutsche Modewelt in Berlin zur Fashion Week traf, kamen Mitglieder des Textilbündnisses – ebenfalls in Berlin – zusammen, um die Mode und Bekleidung von Morgen anders zu denken. Mit einem zweitätigen Design-Workshop nahm die Bündnisinitiative “Implementing Circularity in the Textile Industry” Fahrt auf und setzte den Kurs in Richtung einer kreislauffähigen Textilindustrie. 
 
Aktuell sind die negativen Auswirkungen des Textilsektors auf Umwelt und Klima weitreichend. Insbesondere der hohe Ressourcen- und Flächenverbrauch sowie die hohen umweltschädlichen Emissionen kennzeichnen die Textilindustrie. Laut der Ellen MacArthur Foundation verursacht allein die Produktion von Textilien rund 10 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes pro Jahr. Das Thema Kreislaufwirtschaft gewinnt vor diesem Hintergrund eine immer größere Bedeutung und auch im Textilbündnis ist es eines von vier Fokusthemen.  
 
Die kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen orientiert sich an den Kernzielen des European Green Deals und der aktuellen Textilstrategie der EU-Kommission. Wichtig für die Erreichung dieser Ziele ist eine frühzeitige Vorbereitung auf Anforderungen der nachhaltigen und zirkulären Gestaltung von Produkten und Systemen der Kreislaufführung sowie eine transparente und nachhaltige Umstellung der eigenen Lieferketten. Im Rahmen der Bündnisinitiative entwickeln Modeunternehmen und ihre Lieferanten deshalb gemeinsam mit dem Umsetzungspartner circular.fashion nach entsprechender Schulung und Beratung eigene, vollständig kreislauffähige Kapselkollektionen nach strengen Kriterien der Nachhaltigkeit und Zirkularität. Das Ziel des Projekts ist es, die Schließung des gesamten Kreislaufs in der Textilindustrie als Blaupause zu pilotieren.  
Hand anlegen für innovative Produkte 
Der Design-Workshop in Berlin war der Kick-off für die Arbeit an den kreislauffähigen Produkten der Brands: Unter der Leitung von circular.fashion arbeiteten Vertreter*innen aus verschiedenen Abteilungen der beteiligten UnternehmenALDI SÜD Gruppe, Blutsgeschwister, KiK, der Otto Group mit OTTO und bonprix, Snocks und Tchibo – in multidisziplinären Teams aus den Bereichen Design, Nachhaltigkeit und Einkauf zusammen. Gemeinsam analysierten und überarbeiteten sie während der zweitägigen Veranstaltung insgesamt acht Produkte. Schritt für Schritt setzten sie zirkuläre Designstrategien um und machten die Kleidungsstücke auf innovative Weise recycelbar, langlebig, wandelbar und reparierbar. Der kreative Prozess wurde durch fachliche Inputs von circular.fashion geleitet und unterstützt, um die neuen Erkenntnisse über innovative und nachhaltige Fasern, Färbeprozesse, innovative Materialien, Veredelungen, Recyclingprozesse, Zertifizierungen und zirkuläre Designstrategien in die Praxis umzusetzen.

Es ist unglaublich spannend zu sehen, wo die andere Marken stehen und in welchen Aspekten wir noch aufholen können. Diese Erkenntnisse sind wichtig für unsere interne Strategieentwicklung. Wir hatten hier zum ersten Mal die Gelegenheit, unsere Produkte mit unseren eigenen Designern physisch auseinanderzunehmen und neu zu gestalten! 

Johannes Bachstädter, International Sustainability Manager, ALDI SÜD Gruppe 
Einbindung der Lieferanten in das Design ist Voraussetzung für Erfolg 
Ideen wurden aber nicht nur zwischen den Brands ausgetauscht, sondern auch mit den Herstellern der ausgewählten Produkte, denn die Einbindung der Zulieferer in den Produktionsländern ist ein wesentlicher Bestandteil der Bündnisinitiative. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Designstrategien auch umsetzbar sind. Deshalb hatten die Unternehmen die Möglichkeit, per Videoanruf ihr überarbeitetes Produkt einem Lieferanten vorzustellen, um deren Einschätzung zu Umsetzbarkeit und Herausforderungen in den kreativen Prozess einzubeziehen.   
Ein weiteres wichtiges Element auf dem Weg zur Kreislauffähigkeit ist der Digitale Produktpass (DPP), der den Zugang zu Produktdaten und die Rückverfolgbarkeit für Kunden, Sortierer und Recycler gewährleisten soll. Der DPP ist eine der erforderlichen Maßnahmen der geplanten EU-Ökodesign-Richtlinien, auf die sich die Unternehmen vorbereiten sollen. 
Zusammenarbeit der Marken ist essentiell

Die vielfältigen Erfahrungen der Marken mit dem Thema Kreislaufwirtschaft sorgten für eine fruchtbare Diskussion und trugen zu einer Atmosphäre von Solidarität und Kooperation bei. Auch Cristina Graak, Senior Sustainability Manager bei Tchibo, sieht in der Kooperation der Marken eine Schlüsselrolle:  

Die Herausforderungen und Ansätze sind für jede Marke anders. Durch die teilnehmenden Marken wird ein großer Teil der unterschiedlichen Käuferschichten angesprochen. Daher glaube ich, dass wir eine große Chance haben, die Komplexität der Kreislaufwirtschaft gemeinsam anzugehen. Wir alle haben sehr unterschiedliche Stärken auf dem Markt, und wir können nur erfolgreich sein, wenn wir dies gemeinsam tun. 
Und so geht es weiter

Nach zwei intensiven Tagen haben alle Teams es geschafft, nicht nur ein Produkt neu zu konzipieren, sondern dabei die gesamte Lebensdauer im Auge zu behalten: bei der Konstruktion, Zusammensetzung und Funktionalität jedes einzelnen Produktes wurde auch seine Nutzungsdauer, -Formen, die Rücknahmemöglichkeiten und die notwendigen Verwertung- und Recyclingverfahren berücksichtigt, um den Kreislauf so gut wie möglich zu schließen. Im nächsten Schritt wird die Bündnisinitiative Workshops mit den Zulieferern zu kreislauffähiger Produktion und der Einführung des Digitalen Produktpasses organisieren 

 
Das Projekt wird im Rahmen des Textilbündnis vom BMZ gefördert und gemeinsam mit circular.fashion, ALDI SÜD Gruppe, Blutsgeschwister, KiK, der Otto Group mit OTTO und bonprix, sowie Snocks, Tchibo, FairWertung und GIZ umgesetzt.