Das letzte Arbeitstreffen der Bündnisinitiative „Implementing Circularity in the Textile Industry” (ICTI) fand am 26. Juni in Hamburg statt. Der Abschlussworkshop hatte zum Ziel, sich über die Endergebnisse und gewonnenen Erkenntnisse des Projekts auszutauschen. Insbesondere das Thema “Sortierung für Recycling” wurde verstärkt aufgegriffen. Im Rahmen von Peer-Learning Sessions wurden zudem aktuelle Herausforderungen offen mit Recyclern angesprochen und bestehende Lösungen geteilt.

In der Bündnisinitiative ICTI haben alle Stakeholder – Brands, Fabriken, Sortierer und Recycler die Umsetzung eines konkreten textilen Kreislaufs erprobt und umgesetzt. Im Rahmen des Projekts entwickeln einzelne Mitgliedsunternehmen eigene, vollständig recycelbare Produkte, teilweise sogar eigene Kapselkollektionen.
Ziel des Projekts ist es, europäische Marken und ihre Bekleidungslieferanten in Produktionsländern dabei zu unterstützen, Produkte kreislauffähig zu gestalten. Dies umfasst sowohl das Design und die Herstellung von Produkten als auch den Aufbau der erforderlichen Recycling-Infrastruktur in enger Zusammenarbeit mit Sortierbetrieben. Ein weiterer zentraler Bestandteil ist die Ausgestaltung und Umsetzung eines digitalen Produktpasses.
Die Initiative bereitet somit auf die Umsetzung der EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien vor, speziell die Ökodesign Verordnung für nachhaltige Produkte. Die Implementierung einer funktionierenden Reverse Textile Supply Chain stellt nach wie vor eine Ausnahme in der Branche dar. Eine umkehrte Textillieferkette oder auch ein geschlossenes Kreislaufsystem konzentriert sich auf den Rückfluss von Materialien von Verbrauchern bis hin zu einem neuen Produkt. Dazu werden Textilabfälle gesammelt, sortiert und verarbeitet, um die wiederzuverwenden und/oder zu recyclen. Das reduziert Abfall und belastet damit weniger die Umwelt und führt dazu, dass weniger neue Ressourcen in der Modebranche verwendet werden müssen.
In diesem Pilotprojekt wurde ein solcher Prototyp für einen vollständigen textilen Kreislauf sowie die Nutzung eines digitalen Produktpasses getestet. Die Ergebnisse und gewonnenen Erkenntnisse werden für alle interessierten Unternehmen im Textilbündnis zur Verfügung gestellt.

Im Rahmen eines zweitägigen Design Workshops im Frühjahr 2024 wurden die teilnehmenden Lieferanten bei der Auswahl geeigneter Materialien beraten und in der Anwendung vollständig kreislauffähiger Designkriterien geschult. Schritt für Schritt wurden die zirkulären Designstrategien umgesetzt und gemeinsam insgesamt acht Kleidungsstücke entwickelt, die durch innovative Ansätze recycelbar, langlebig, wandelbar und reparierbar wurden. Der kreative Prozess wurde durch fachliche Inputs des Unternehmens circular.fashion geleitet und unterstützt, um die Erkenntnisse zu nachhaltigen Fasern, Färbeprozessen, Veredelungstechniken, Recyclingprozessen, Zertifizierungen und zirkulären Designstrategien praxisnah umzusetzen. Weitere Einblicke in den Design Workshop finden Sie hier.
Die entwickelten finalen Kleidungsstücke wurden anschließend mit einem digitalen Produktpass versehen. Dieser bietet nicht nur Verbraucher*innen einen Mehrwert, sondern stellt auch Sortier- und Recyclingbetrieben alle relevanten Produktinformationen zur Verfügung (z. B. Materialzusammensetzung, verwendete Chemikalien, Produktionsland) und erleichtert so die Einordnung in geeignete Wiederverwendungs- oder Recyclingkanäle.

An dem eintägigen Abschluss-Workshop wurde die Perspektive der Sortierer und Recycler nochmal verstärkt diskutiert, um die aktuelle Situation in Deutschland besser zu verstehen und bei der Lösungsfindung zu Rücknahmesystemen Kontakte zu knüpfen. Es hat sich beispielsweise bewährt, dass sich Brands zusammenschließen, um ihren KundInnen eine Rücknahmestruktur zu bieten, die im Alleingang nicht so schnell umsetzbar gewesen wären.
Besonders hervorzuheben ist auch, dass die Brands ihre entwickelten Kollektionen vorstellen konnten. Die Erfahrung zeigte, dass die modischen Kollektionen sehr gut von den KundInnen angenommen wurden und bereits nachbestellt werden mussten. Deutlich wurde jedoch auch, dass für eine Ausweitung solcher Kollektionen in den Unternehmen systemische Anpassungen vorgenommen werden müssen und auch die Kenntnis bei KundInnen zu der Thematik mehr Aufmerksamkeit bedarf. Die Klick-Zahlen über den QR Code des Digitalen Produktpasses kann hierfür ein spannender Indikator sein, da dies ermöglicht das Interesse an diesen Informationen zu beobachten.

Um die gesammelten Erfahrungen und Errungenschaften der gesamten Mitgliedschaft des Textilbündnisses zugänglich zu machen, wird das Projekt im Spätsommer in einem Webinar allumfassend vorgestellt. Zudem sind die Brands entschlossen, an der Erweiterung ihrer Produktpalette zu arbeiten und auch neue Themen, wie die Verwendung von recycelten Fasern, rücken in den Vordergrund. Die enge Verbindung zu den Sortieren- und Recyclern in Deutschland bietet hierfür die beste Basis. Wir dürfen uns auf weitere spannende Entwicklungen freuen!