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22.05.25

Rückblick auf die 11. Mitgliederversammlung

Am 14. und 15. Mai kamen rund 125 Teilnehmende für die 11. Mitgliederversammlung in Berlin zusammen – ein Event voller Impulse, Dialoge und praxisorientierter Diskussionen rund um zentrale Herausforderungen und Fortschritte im nachhaltigen Textilsektor. Mit einem vielfältigen Programm bot die Versammlung Raum für Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.  
Gemeinsames Gruppenbild zur 11. Mitgliederversammlung in Berlin

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Gina Burgard, Leiterin des Bündnissekretariats, mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr und einem Blick auf die Zukunft des Bündnisses.  

„Wenn wir auf das kommende Jahr schauen, sehen wir für das Bündnis viele wichtige Entwicklungsmöglichkeiten. Die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Das bringt einige Herausforderungen mit sich, und gleichzeitig auch die Chance, unsere Arbeit strategisch weiterzuentwickeln. Wir werden in diesem Jahr einige wichtige Weichen stellen, was die Zukunft des Bündnisses angeht. Dabei spielt die verstärkte Einbeziehung der Perspektive der Rechteinhaber*innen in unsere Arbeit eine wichtige Rolle. 

Wir als Bündnissekretariat sind hoch motiviert, diesen Weg gemeinsam mit unseren Mitgliedern zu gehen und zusammen die Zukunft des Bündnisses aktiv zu gestalten. Lassen Sie uns unsere Kräfte bündeln, um unserer gemeinsamen Vision näherzukommen: eine soziale, ökologische und korruptionsfreie Textil- und Bekleidungsbranche.“ 

Im Anschluss hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, im Rahmen eines Q&As Fragen direkt an den Steuerungskreis zu richten. Dieser war vertreten durch Paul Garaycochea, Isabelle Ilori-King, sowie Berndt Hinzmann und Claudia Kersten. Anknüpfend daran tauschten die verschiedenen Akteursgruppen sich in kleinen Diskussionsrunden aus.  

Im Fokus des lebhaften und informativen Austauschs am Nachmittag standen aktuelle regulatorische Veränderungen sowie daraus resultierende Herausforderungen und Chancen zur Weiterentwicklung vorhandener Ansätze. Betont wurden zudem die Bedeutung gemeinsamer Initiativen vor Ort und die Stärke des Bündnisses als MSI zur Bündelung von Kräften und zur Verankerung von Sorgfaltspflichten.  

Politische Impulse zum Auftakt

Der zweite Tag der Mitgliederversammlung startete mit einem besonderen politischen Highlight: In einem offenen Forum hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit in den direkten Dialog mit Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), zu treten.  Ein Schwerpunkt des Austauschs beschäftigte sich mit der Debatte rund um gesetzliche Vorgaben und Regulierungen wie das deutsche Lieferkettengesetz und die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD). Diskutiert wurde zudem, welche Rolle Multi-Stakeholder-Initiativen künftig bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen in diesem komplexen Umfeld spielen können.  

„Wir kämpfen weiterhin für klare Regelungen zu Lieferketten und unterstützen alle, die gute Ideen vorbringen, damit unser deutsches Lieferkettengesetz ein wirkungsvolles Gesetz bleibt. Ich weiß, dass viele Unternehmen bereits weit voraus sind. Es ist wichtig, sich das zunutze zu machen. Das BMZ wird sich gemeinsam mit dem BMAS für sinnvolle Regelungen einsetzen, aber das ist ein anspruchsvoller politischer Prozess, und dafür brauchen wir Sie“, appellierte PStS’in Kofler an die Mitglieder.  

 Sie betonte des Weiteren die Wichtigkeit des Smart-Mix und verdeutlichte zudem nachdrücklich, dass aktuelle Standards nicht gesenkt werden dürfen, denn sie erzielen konkrete Wirkungen und machen einen Unterschied für die Arbeitnehmenden vor Ort. Im aktuellen Diskurs, rund um Regulierungen sei es zudem besonders wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass es einen entscheidenden Unterschied zwischen zu vermeidender Deregulierung und dem gewünschten Abbau von Bürokratie gibt. 

Im Anschluss an den Dialog folgte eine Keynote von Delara Burkhardt, Abgeordnete im Europäischen Parlament, die sich virtuell zuschaltete und weitere spannende politische Impulse lieferte. Sie betonte zum einen, dass die angestrebten Vereinfachungen im Rahmen des Omnibus Pakets der EU die Gefahr bergen, wichtige Aspekte der Nachhaltigkeitsgesetze zu demontieren. Die Kernsapekte der CSDDD müssten intakt bleiben, da jede Argumentation dagegen auch als Argument gegen das Prinzip der Sorgfaltspflicht gesehen werden könne.  

Thematische Vertiefung in Sessions und runden Tischen

Der restliche Tag stand im Zeichen des tieferen Austauschs. In abwechslungsreichen, thematisch fokussierten Sessions diskutierten Mitglieder sowie Stakeholder praxisnahe Erfahrungen:  
 

  • Due Diligence & Biodiversität: Wie lassen sich unternehmerische Sorgfaltspflichten mit Biodiversitätsmanagement verbinden? (Organisiert durch Global Nature Fund, OEKO-TEX & Seidensticker) 
  • Arbeitsbeziehungen in Lieferketten stärken: Ansätze zur Kombination von Einkaufspraktiken mit Tarifverhandlungen für bessere Löhne. (Organisiert durch Tchibo & ACT – Action, Collaboration, Transformation) 
  • Steigerung der Effektivität von Beschwerdemechanismen durch sinnvolle Einbeziehung von Stakeholdern: Einblicke und Diskussion auf der Grundlage einer Studie über bestehende Beschwerdemechanismen in Indien (Organisiert durch INKOTA-netzwerk, Cividep India & Society for Labour and Development India) 
  • PFAS in Textilien: Diskussion zu Herausforderungen und Lösungen im Umgang mit umweltschädlichen Chemikalien. (Organisiert durch Hohenstein Institut, VAUDE, Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC), OEKO TEX & HEJSupport) 
  • Verantwortungsvolle Vertragsgestaltung – Grundsätze und Praxis:    Erfahrungen aus der Arbeit an Verträgen mit dem Textilsektor (Organisiert durch das Responsible Contracting Project (RCP)) 
  • Die Umsetzung von Meaningful Stakeholder Engagement im Bündnis für nachhaltige Textilien. (Organisiert durch das Bündnis für nachhaltige Textilien (BNT), Ethical Trading Initiative (ETI) & Syspons) 
  • Kreislaufwirtschaft: Einblicke in die EU-Ökodesign-Verordnung und deren potenzielle Anforderungen für Textilien. (Organisiert durch das Öko-Institut) 
  • Existenzsicherung im Baumwollanbau:  Lösungsansätze für Einkommenslücken bei Kleinbäuer*innen in Indien und Kamerun  (Organisiert durch Better Cotton Initiative (BCI)) 

In runden Tischen wurden zudem die vier Fokusthemen des Bündnisses – Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken, Umweltschutz, Geschlechtergerechtigkeit und Beschwerdemechanismen und Abhilfe – vertieft.  

Ein weiterer Höhepunkt war der Marktplatz, auf dem sich unsere Partnerorganisationen amfori, Fair Labor Association, Fair Wear Foundation, Grüner Knopf, MaxTex, Open Supply Hub und STS2030 präsentierten. In persönlichen Gesprächen konnten sich Teilnehmende über aktuelle Projekte, Tools und Kooperationsmöglichkeiten informieren.   

Abschluss und Ausblick

Mit Schlussworten von Paul Garaycochea (BMZ) ging die Versammlung zu Ende. Die durchweg engagierten und offenen Dialoge aller Teilnehmenden zeigten erneut: Nur durch Zusammenarbeit aller Akteure entlang der gesamten Lieferkette lässt sich nachhaltige Veränderung erzielen.   

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