Gemeinsam mehr erreichen – 5. Mitgliederversammlung

Aktuelles
19.11.2019

Gemeinsam mehr erreichen – 5. Mitgliederversammlung

Nachdem sich das Textilbündnis 2014 auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit in Textil-Lieferketten gemacht hat, fand am 19. November 2019 die nunmehr fünfte Mitgliederversammlung statt. Im Tagungswerk in Berlin trafen sich rund 110 Mitglieder und Gäste.
Dicke Bretter und Wegweiser in die Zukunft

Einige Programmpunkte sind auf jeder Mitgliederversammlung gesetzt: Grußworte, Jahresbericht, Rückblick und Ausblick. Neu war in diesem Jahr, dass die Mitglieder über ein Online-Tool ihre Fragen an den Steuerungskreis und das Bündnissekretariat stellen konnten. Viele der Fragen bezogen sich auf den neuen Review-Prozess, der ab 2020 den Sorgfaltspflichtenansatz noch stärker als bisher in den Fokus nimmt. Steuerungskreis-Moderator Frank Zach berichtete von den intensiven Verhandlungen im Steuerungskreis. Erst am Tag vor der Mitgliederversammlung hatte das Entscheidungsgremium des Bündnisses in Berlin getagt und das Gesamtkonzept beschlossen.

In welche Richtung sollte sich das Bündnis in Zukunft entwickeln? Auf diese Frage antwortete Zach: „Als Multi-Stakeholder-Initiative können wir auch nicht alle Debatten führen, aber wir sollten offen sein für neue Debatten, etwa bei nachhaltigen Fasern. Dafür brauchen wir auch ganz viel Expertise von außen. Wir müssen aber gleichzeitig aufpassen, dass wir uns nicht zu viel vornehmen.“

Jürgen Janssen, Leiter des Bündnissekretariats, beschrieb die zukünftige Bündnisarbeit: „Wir werden uns weiter dafür einsetzen, den Sorgfaltspflichten-Ansatz umzusetzen, über alle drei Arbeitsfelder der Bündnisarbeit. Das hat der Steuerungskreis mit den gestrigen Beschlüssen zum Review-Prozess ab 2020 noch einmal ganz deutlich bestätigt. Auch die Anerkennung des Engagements in anderen Initiativen und von Standards wird weiter intensiv geprüft, insbesondere auch, um Doppelarbeit zu vermeiden und unseren Hebel zu vergrößern. Grundsätzlich stellen wir wo immer möglich die Frage, ob wir Themen und Prozesse im Bündnis selber bearbeiten, oder ob dies nicht besser über Kooperationen und Anerkennungen laufen kann.“

Gemeinsam mehr erreichen als Motivation der Bündnismitgliedschaft

Über ein Online-Tool waren die Mitglieder aufgerufen, sich zu ihrer Mitgliedschaft und zum Engagement in Bündnisinitiativen zu äußern. 64% der Mitglieder unterstrichen die grundlegende Bündnisidee und vervollständigten den Satz „Wir sind Mitglied im Bündnis, weil…“ mit „weil wir zusammen mehr erreichen als alleine.“ Es folgten „weil der Austausch im Netzwerk hilfreich für meine Arbeit ist“(50%) und „weil die Mitgliedschaft mir hilft, Nachhaltigkeitsthemen in meiner Organisation voranzubringen“ (39%).

Zur Beteiligung an gemeinsamen Initiativen – „Welche Faktoren müssten sich ändern, damit Sie sich an einer Bündnisinitiative beteiligen?“ – lauteten die wichtigsten Antworten: „Bündnisinitiativen, die mehr mit unserem Kerngeschäft zu tun haben“ (57%), „Initiativen, bei denen man einfacher, mit weniger Bürokratie mitmachen kann“ (48%) und dass man „mehr Zeit“ braucht (34%). Dies sind wichtige Hinweise für den Steuerungskreis, wenn er sich mit den Anpassungen bei der Säule 2 der Bündnisarbeit (gemeinsames Engagement) befasst.

Zum Konzept der Bündnisinitiativen sagte Frank Zach zudem: „Auch unterhalb der Schwelle einer Bündnisinitiative gibt es bei den Mitgliedern viel Motivation, etwas zu bewegen. Dazu werden wir im kommenden Jahr Instrumente entwickeln, die es ermöglichen, akut drängende Probleme anzugehen und den nötigen Anstoß zu geben. Das muss auch zusätzlich zu Bündnisinitiativen möglich sein und das wollen wir auf den Weg bringen.“

Politische Unterstützung für nachhaltige und faire Lieferketten

„Wir wollen einen selbstragenden Aufschwung durch fairen Handel mit unseren Partnerländern, menschenwürdige Arbeit und transparente Lieferketten,“ beschrieb Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im BMZ, die Leitlinien des Ministeriums; auch mit Blick auf den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) sowie die deutsche EU-Ratspräsidentschaft 2020.

Ihr seien vor allem existenzsichernde Löhne ein großes Anliegen, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Für die nächsten fünf Jahre Textilbündnis wünscht sie sich „mehr Engagement in den Bündnisinitiativen, ein wachsendes Textilbündnis und die Etablierung einer europäischen Plattform und als wichtigen Treiber für nachhaltige und faire globale Lieferketten. Um dies zu erreichen, wird das BMZ die ambitionierte Arbeit des Bündnisses auch weiterhin unterstützen.“

Aus dem Plenum in die Workshops

Von der Bühne und aus dem Plenum verteilten sich die Mitglieder am Nachmittag auf acht Break-out-Sessions. Diese nutzten sie, um sich wie auch bei den Arbeitstreffen gezielt mit einzelnen Themen auseinanderzusetzen, sich auszutauschen und Wissen zu vertiefen. Auf dem Programm standen bei der Mitgliederversammlung diese Sessions:

Smarter Mix auf dem Podium

Bei der abendlichen Podiumsdiskussion widmeten sich vier Juristinnen der zugespitzten Frage: „Wenn es ein Gesetz gibt, braucht man keine Bündnisse und Knöpfe mehr?!“. Moderator Norbert Taubken leitete die Diskussion zwischen Johanna Kusch von Germanwatch, Prof. Dr. Stefanie Lorenzen von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Dr. habil. Birgit Spiesshofer von Dentons und Anosha Wahidi vom BMZ. Mit klar erkennbarer unterschiedlicher Schwerpunktsetzung unterstrichen die Diskutantinnen die Wichtigkeit eines intelligenten Zusammenspiels der verschiedenen Hebel zur Verbesserung der Situation in den Lieferketten. Hier spielen freiwillige Initiativen wie das Textilbündnis mit seinen differenzierten, flexiblen und breit angelegten Ansätzen genauso eine wichtige Rolle, wie eine glaubhafte, übersichtliche Verbraucheransprache wie sie der Grüne Knopf anstrebt und eine rahmensetzende, effektive Regulierung.

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