Einkaufspraktiken anpassen, Existenzen sichern
Einkaufspraktiken anpassen, Existenzen sichern
Die kürzlich verabschiedete Corporate Sustainability Due Diligence Directive auf EU-Ebene, die zusätzlich zum deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz weitere Anforderungen für den privaten Sektor einführen wird, sowie die ILO-Sachverständigentagung zur Lohnpolitik im Februar, setzen neue Impulse für das Thema Existenzsichernde Löhne.
Auch im Textilbündnis steht das Thema weiterhin im Fokus. So setzt sich unter anderem die Bündnisinitiative (BI) “Living Wage Lab 2.0” dafür ein, die Lücke zwischen den gegenwärtigen Löhnen und existenzsichernden Löhnen für Textilarbeiter*innen in den Zulieferbetrieben der teilnehmenden Bündnismitglieder zu reduzieren.
Um dies zu erreichen, setzt die BI einerseits auf die enge Zusammenarbeit mit Zulieferbetrieben, andererseits auf Peer-Learning zwischen den teilnehmenden Bündnismitgliedern. Mittels Capacity Building-Maßnahmen werden Arbeitnehmer*innen für ihre Rechte sensibilisiert und dabei unterstützt, diese auch einzufordern. Unterstützend werden bei Zuliefererbetrieben Daten zu den Auswirkungen von Löhnen auf Arbeiter*innen gesammelt, um einen Daten-basierten sozialen Dialog zu ermöglichen. Darüber hinaus wird auch das Fabrikmanagement für das Thema sensibilisiert. Die Unternehmen dagegen erlernen in Workshops und Peer-Learning Formaten neue Strategien und Tools, um eine Strategie zur Schließung der Lohnlücke zu erarbeiten und zu implementieren.
Umsetzungspartner für die Maßnahmen in den nominierten Produktionsstätten der Bündnismitglieder in Bangladesch, Indien und Pakistan ist die Ethical Trading Initiative (ETI). Die Workshops werden vom Umsetzungspartner Ergon Associates fazilitiert.
Workshop zur Strategieentwicklung
Zu einem solchen Workshop kamen die Mitglieder der Bündnisinitiative vergangene Woche in Stuttgart zusammen. Nachdem in einem ersten Workshop bereits verschiedene Umsetzungsmodelle und damit verbundene Herausforderungen für die Zahlung von existenzsichernden Löhnen geteilt wurden, ging es dieses Mal darum, erste Ansätze für die Entwicklung einer Living Wage Strategy zu definieren. Als Grundlage für die Strategieentwicklung diente ein Input von Ergon zu den Hauptmerkmalen einer robusten Living Wage Strategy sowie Beispielen zur praktischen Umsetzung.
Im Anschluss arbeiteten die Teilnehmenden in Kleingruppen – sogenannten Solution Labs – zu verschiedenen Themen. Dabei ging es um:
- die konkrete Umsetzung der Strategie und die Zusammenarbeit mit den Lieferanten: Welchen Einfluss haben Unternehmen auf die Zahlung von existenzsichernden Löhnen? Wie können Unternehmen sicherstellen, dass das Geld auch wirklich bei den Arbeiter*innen ankommt?
- das Sichern interner Zustimmung im Unternehmen und die Schaffung zusätzlichen Mehrwerts: Mit welchen Maßnahmen kann dies gelingen? Wie können Einkaufpraktiken angepasst werden?
Die Ergebnisse der Kleingruppen wurden, gemeinsam mit den Elementen, die eine robuste Strategie enthalten sollte, am Ende im Plenum zusammengetragen. Unter anderem wurde der enge Austausch mit dem Einkauf, Transparenz über Lohnkosten, Capacity Building zu Sozialem Dialog und Tarifverhandlungen sowie die Zusammenarbeit mit Lieferanten und anderen beschaffenden Unternehmen als wichtige Bestandteile genannt. Auf Basis der Ergebnisse werden die Unternehmen im nächsten Schritt weiter an ihrer eigenen Strategie arbeiten und sich in kommenden Peer-Learning-Formaten dazu austauschen.
Die BI findet statt im Rahmen des Bündnisses für nachhaltige Textilien, gefördert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und wird gemeinsam von Bierbaum-Proenen, Chaps Merchandising, GREIFF Mode GmbH & Co. KG, Hugo Boss AG, Hch. Kettelhack GmbH & Co. KG, KiK Textilien und Non-Food GmbH, Ortovox Sportartikel GmbH, Vaude Sport GmbH & Co., Waschbär GmbH, 3FREUNDE, INKOTA Netzwerk e.V., Fairtrade DE, GoodWeave DE und der GIZ umgesetzt.