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Neuerungen im Textilbündnis

Aktuelles
16.11.2022

Sorgfaltspflichten, Transparenz und Fokusthemen

Neuerungen im Textilbündnis

In seiner Sitzung am 28. September 2022 hat der Steuerungskreis ein neues Konzept für das Textilbündnis beschlossen. In Zukunft konzentriert sich die Arbeit des Bündnisses auf drei Basiselemente:

  1. Umsetzung von Sorgfaltspflichten
  2. Transparenz über Liefernetzerke
  3. Fokusthemen effektiv angehen

„In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft allgemein und damit auch für die Textilwirtschaft stark verändert, etwa im Bereich der Regulierung, des gesellschaftlichen und technologischen Umfelds sowie bei wichtigen Kooperationspartnern des Textilbündnisses. Ziel der nun beschlossenen Neuausrichtung ist es, den positiven Beitrag des Bündnisses zum Wandel hin zu einer nachhaltigeren und verantwortungsvolleren Textil- und Bekleidungsbranche zu ermöglichen und unsere Mitglieder dabei bestmöglich zu unterstützen,“ so Noor Naqschbandi, Leiter des Bündnissekretariats.

Umsetzung von Sorgfaltspflichten

Schon 2017 beschloss der Steuerungskreis, die Arbeit im Textilbündnis konsequent am Sorgfaltspflichten-Ansatz auszurichten, wie ihn UN, ILO und OECD vorgeben und empfehlen. „Das klare Bekenntnis zum Sorgfaltspflichen-Ansatz hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass die Bündnisunternehmen deutlich besser auf die aktuellen und zukünftigen Anforderungen bei der Umsetzung von Sorgfaltspflichten und den damit verbundenen Nachweispflichten vorbereitet sind,“ so der ehemalige Leiter des Textilbündnis Jürgen Janssen bei seinem Abschied im September (siehe Aktuelles-Beitrag).

Was bedeutet das für die Unternehmen im Textilbündnis? Auch das neue Konzept sieht vor, dass Bündnismitglieder alle zwei Jahre öffentlich darstellen, wie sie ihren Sorgfaltspflichten nachkommen. Das können sie wie gehabt anhand des bündniseigenen Review-Prozess tun. Neu ist, dass das Textilbündnis von jetzt an auch den Bericht an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) und die Berichterstattung gemäß Anforderungen des Grünen Knopfes 2.0 als Nachweis zur Umsetzung von Sorgfaltspflichten anerkennt.

Transparenz über Liefernetzwerke

Die Kenntnis der eigenen Lieferkette ist entscheidend, um Missstände zu identifizieren und Maßnahmen einzuleiten, die Risiken mindern und Verbesserungen einleiten. Das Textilbündnis unterstützt die Mitgliedsunternehmen dabei, mehr Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen, unter anderem mit einem Leitfaden.

Seit 2020 veröffentlicht das Bündnis für nachhaltige Textilien eine aggregierte Liste mit insgesamt rund 6.450 Produktionsstätten von 23 Mitgliedsunternehmen auf der Plattform Open Supply Hub. Dadurch leistet das Textilbündnis einen Beitrag zur Datenbank öffentlich zugänglicher, zuverlässiger Lieferketten-Informationen und fördert so die Transparenz in der Branche.

Bislang konnten Mitgliedsunternehmen freiwillig ihre Lieferkettendaten für die aggregierte Liste zur Verfügung stellen. Das wird ab 2023 für alle Mitgliedsunternehmen verpflichtend und sie müssen jährlich eine Liste ihrer Lieferanten, insbesondere der Nähereien und Konfektionsbetriebe (Tier 1), zuliefern. Zudem sind sie angehalten, nach und nach mehr Transparenz auch in die tiefere Lieferkette zu schaffen.

Fokusthemen effektiv angehen
Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken
Kreislaufwirtschaft und Klima
Geschlechtergerechtigkeit
Beschwerdemechanismen und Abhilfe

Diese vier Themen identifiziert das Textilbündnis als wesentliche gemeinsame Herausforderungen und Elemente des Sorgfaltspflichten-Ansatzes. Gleichzeitig sieht es hier auch einen besonders großen Hebel für Verbesserungen.

Für alle vier Fokusthemen gibt es einen Referenzrahmen, der sich an internationalen Vorgaben und Empfehlungen orientiert und die vom Textilbündnis angestrebten Ziele darstellt. Hinzu kommen „Individuelle Commitments“ der Mitgliedsunternehmen: Anhand einheitlicher Indikatoren kann jedes Mitglied individuell und das Bündnis aggregiert den Fortschritt in den Fokusthemen messen. Die Fortschritte werden jährlich erhoben und veröffentlicht. Details zu den Referenzrahmen und KPI lesen Sie auf der jeweiligen Fokusthemen-Seite, indem Sie auf die Icons oben klicken.

Darüber hinaus werden zu allen Fokusthemen gemeinsame Projekte der Mitglieder in Produktionsländern umgesetzt. Diese Projekte leisten einen messbaren Beitrag zu den Fokusthemen und zahlen auf die individuellen Indikatoren ein. Die Beteiligung an diesen Projekten ist für Mitglieder ab dem 3. Jahr der Mitgliedschaft verbindlich.

Im November ist ein Ideenwettbewerb gestartet, bei dem Mitglieder Projektvorschläge einreichen können. Auch bei der Mitgliederversammlung am 29. November in Hamburg befassen sich die Bündnismitglieder mit den Fokusthemen und entwickeln Projektideen.