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25.11.24

amfori, Fair Wear und BNT bündeln weiter ihre Kräfte, um Beschwerden aus geteilten Fabriken ihrer Mitglieder besser zu adressieren

November 2025

Im September 2022 unterzeichneten amfori, Fair Wear und das Bündnis für nachhaltige Textilien (BNT) eine Absichtserklärung (MoU), um gemeinsam Beschwerden von Arbeiter*innen in Fabriken zu adressieren, die von ihren Mitgliedern genutzt werden. Nun haben sich die Organisationen darauf geeinigt, diese Zusammenarbeit fortzusetzen, die Ressourcen für die Behebung von Missständen zu bündeln und weitere Erkenntnisse für die Branche zu gewinnen, um die Ansätze für den Zugang zu Abhilfe anzugleichen.  

Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) empfiehlt in seinem Accountability and Remedy Project III nachdrücklich, dass „die Betreiber nichtstaatlicher Beschwerdemechanismen proaktiv und konstruktiv zusammenarbeiten, um die Standards anzuheben und bewährte Verfahren zur Beilegung von Beschwerden im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen durch Unternehmen zu fördern.“ In globalen Bekleidungslieferketten beziehen die Marken teilweise von denselben Lieferanten und/oder Fabriken. Diese Brands gehören teilweise Mitgliedsorganisationen an, die sich um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Lieferketten bemühen, indem sie (außergerichtliche) Beschwerdemechanismen anbieten.  

Produktionsstätten, von denen mehrere Mitgliedsunternehmen aus verschiedenen Mitgliedsorganisationen beziehen, bieten einzigartige Möglichkeiten, Ressourcen zu bündeln und gemeinsam etwas zu bewirken. Vor diesem Hintergrund und um die Bemühungen zu bündeln und Überschneidungen zu vermeiden, haben amfori, Fair Wear und BNT vereinbart, zusammenzuarbeiten, um Beschwerden, die in gemeinsamen Fabriken erhoben werden, gemeinschaftlich anzugehen.  

Die Ziele sind 

  • Unterstützung der Mitglieder und ihrer Zulieferer beim Adressieren von Missständen 
  • Angleichung der Ansätze und Standards zur Erleichterung des Beschwerdeverfahrens für die Arbeiter*innen 
  • das Stärken der Zusammenarbeit zwischen beteiligten Brands 
  • Besseren (Zugang zu) Abhilfe und Wiedergutmachung für die Arbeiter zu schaffen 


Im Einklang mit den Empfehlungen des OHCHR bietet diese Initiative einen Raum, um eine solche Zusammenarbeit zwischen den Betreibern von Beschwerdemechanismen zu testen, Synergien zu finden und die Behandlung von Beschwerden, einschließlich der Untersuchungs- und Abhilfeschritte, in der gesamten Branche anzugleichen. 
 

Die Organisationen haben – in Absprache mit ihren wichtigsten Interessengruppen – ein Protokoll erstellt, in dem der Umfang, die Bedingungen und die Verfahren für die Umsetzung dieser Zusammenarbeit festgelegt sind. Das Protokoll ersetzt nicht die Beschwerdemechanismen der Organisationen, sondern dient als zusätzliches „Instrument“ zur Eskalation eingehender Beschwerden, deren Lösung von einem kooperativen Ansatz profitieren könnte. Während also jede Beschwerde, die über einen Kanal der teilnehmenden Organisationen vorgebracht wird, durch das Kooperationsprotokoll abgedeckt werden kann, werden Beschwerden, die komplexer sind und bei denen die zusätzliche Hebelwirkung und die Ressourcen, die durch die Zusammenarbeit zur Verfügung gestellt werden, eine bessere Abhilfe ermöglichen, mit größerer Wahrscheinlichkeit eskaliert. Das Textilbündnis verfügt über keinen eigenen Beschwerdemechanismus und beteiligt sich mit seinen Mitgliedern an der Beschwerdelösung von Fällen in anderen MSIs, sofern das anfällt.  

Seit Beginn der Zusammenarbeit wurden mehrere Änderungen am Anwendungsbereich und an den Mechanismen der beteiligten Organisationen vorgenommen:  

  • Nicht ausschließlich komplexe oder schwerwiegende Missstände, sondern auch Missstände, für die die Hebelwirkung einer Organisation und eines Mitglieds nicht ausreicht, können für eine Eskalation zum Protokoll in Betracht gezogen werden 
  • Infolge der Umstrukturierung hat das BNT seine Mitglieder dazu verpflichtet, ihre Zulieferer offen zu legen. Die im Open Supply Hub des BNT veröffentliche Liste zeigt aggregierte Daten über Fabrikstandorte an, deren Zahl sich fast verdreifacht hat. Dadurch wird die Möglichkeit, potenzielle Überschneidungen zu erkennen, erheblich verbessert. 
  • amfori hat seine Beschwerdemechanismen für die Lieferkette für weitere Länder geöffnet (z. B. Türkei, Bangladesch und für Teile Indiens und Kambodschas) und und erhält weitere Beschwerden, die für das Protokoll berücksichtigt werden sollen.


Es wurden bereits mehrere Fälle an das Protokoll herangetragen, und während die meisten noch andauern, konnten einige bereits erfolgreich gelöst werden. Ein
besonders gravierender Fall war eine Beschwerde über wiederholte Vorfälle sexueller Belästigung von Arbeitnehmern. Die Arbeiter*innen hatten das Problem bereits zu einem früheren Zeitpunkt adressiert, doch die Konfliktlösung war nicht ausreichend. Durch die Bündelung des gemeinsamen Einflusses und der Ressourcen der Mitglieder der verschiedenen Organisationen stimmte die Fabrik einer gründlichen und unabhängigen Untersuchung zu, die zu einem umfassenden Disziplinarverfahren und der Entlassung des Täters führte.  

Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse und des ersten Erfolgs der Zusammenarbeit sind Fair Wear, das BNT und amfori zuversichtlich, dass das Protokoll die Lösung zahlreicher weiterer Missstände sicherstellen und damit mehr Arbeitnehmern zugute kommen kann. Bei der weiteren Umsetzung der Zusammenarbeit werden die Organisationen weiterhin darüber diskutieren, wie Prozesse und Systeme verbessert und verfeinert werden können, um eine bessere Identifizierung von sich überschneidenden Produktionsstandorten, eine effizientere Kommunikation und einen effizienteren Informationsaustausch sowie schnellere Abhilfemaßnahmen zu unterstützen. 

Fair Wear verfügt über jahrelange Erfahrung in der Bearbeitung von Beschwerden im Rahmen seines Fair Wear-Beschwerdeverfahrens, das in zahlreichen Ländern eingesetzt wird. amfori hat sein Beschwerdeverfahren für die Lieferkette, amfori Speak for Change, nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in Vietnam kürzlich auch in der Türkei, Bangladesch und in Teilen von Indien und Kambodscha eingeführt. Das BNT verfügt nicht über einen eigenen Beschwerdemechanismus, sondern fördert Mechanismen anderer Organisationen und engagiert sich in Kooperationsprojekten, um den Zugang zu Abhilfe für Arbeitnehmer in den Lieferketten seiner Mitglieder zu verbessern. 

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